Donnerstag, 29. August 2013

Es scheint Menschen zu geben, die glauben das sie transsexuell sind, erkennen dann aber an einem bestimmten Punkt, dass dem nicht so ist. Das kommt mir einerseits sehr fremd vor - aber wenn ich daran denke, welche Gedanken mir durch den Kopf gehen - dann bewegt mich diese Tatsache dazu, meine Entscheidung nochmals zu überprüfen.
Obwohl ich das Ergebnis für mich schon kenne, so passt diese Tatsache so gar nicht in meinem Gedankenwelt.

Dieser Vorgang brachte mich dazu, über folgendes nachzudenken:
wer ist wirklich ein »echte« Transsexuelle oder an welchem Verhalten erkennt man eine »wahre« Transsexuelle?
Ich glaube die Antworten auf diese Fragen sind so vielfältig und zahlreich wie Sandkörner am Strand oder Grashalme auf einer Wiese.
Einige wissen von frühester Kindheit an, das etwas falsch läuft - bei anderen dauert es beinahe ein Leben lang, um herauszufinden, was in ihrem Leben nicht stimmt.

Diese Stimme tief in einem Selbst zu erkennen, die die Antwort auf DIE Lebensfrage bereithält kann eine Lebensaufgabe sein, oder etwas, dass sich im Bruchteil einer Sekunde abspielt.
Ist der Zeitpunkt im Leben einer Person, in dem einem Menschen seine Transsexualität klar wird, ein Indikator dafür, wie echt und wahrhaftig transsexuell diese Person ist - also je früher das erkannt wird, desto »echter« die Transsexualität? Daran habe ich doch starke Zweifel. Diese Menschen können sich einfach glücklich schätzen, dass sie nicht so lange darauf warten mussten.

Wer weiß schon, welche Höhen und Tiefen eine Seele durchschreiten muss, bevor es ihr erlaubt ist, den Punkt zu erreichen, an dem sie schließlich weiß, was zu tun ist, um endlich den Pfad des Lebensglücks beschreiten zu können?

Zu Beginn meiner Transition hatte ich stets das Gefühl, dass ich »wie eine Frau« sein musste. Soll heißen, ich bewegte mich entlang meiner Vorstellung davon, wie eine »Frau« sich verhält, bewegt und lebt, oder was eine »Frau« in diesem Moment machen würde. Nur allmählich erkannte ich, dass dies für mich der falsche Weg war.

Emma (http://www.youtube.com/user/emmaisdrawing?feature=watch) machte mir klar, dass ich mich selbst zu finden hatte. Ich musste für mich herausfinden, was mich glücklich macht, welchen Weg ich gehen wollte, um die Dinge für mich Wirklichkeit werden zu lassen.
Kann ich als Frau weiterhin sportverrückt und fahrradverrückt sein? Natürlich kann ich das - wenn es mich glücklich macht. Muss ich extravagante Schuhe tragen? Nicht wenn ich das nicht will.

Was ich eigentlich damit sagen möchte ist, dass es wirklich schwierig ist, die wahre innere Stimme zu finden und auf die echte innere Stimme zu hören - die weibliche Intuition, die so lange unterdrückt wurde - und diese weibliche Intuition von der Stimme meiner männlichen Rolle zu unterscheiden, die ich so lange ertragen musste.
Es ist wirklich schwierig die beiden auseinanderzuhalten und herauszufiltern, was ich wirklich benötige und möchte, um glücklich zu sein, und was ich mit meinem Leben noch vorhabe.

Was war das eigentliche Merkmal meines bisherigen Lebens, bis zum Punkt meiner Transition -darüber dachte ich nach - und ich fand auch eine Antwort: Einsamkeit.

Sogar wenn ich Freundinnen hatte, war ich noch einsamer, weil ich sein wollte wie sie - weiblich.
Mein Vater hatte stets diese »unglaublich hilfreiche» Lebensweisheit parat: LIEBE DICH SELBST BEVOR DU JEMAND ANDEREN LIEBST.

Konnte ich natürlich nie, weil ich diesen männlichen Typ, den ich lebte, niemals lieben konnte. Nur als Frau kann ich mich endlich akzeptieren, kann ich beginnen, die Frau in mir zu lieben und anzunehmen.

Leider ist das für meine Kinder nicht ganz so einfach - was den Vorgang der Selbstliebe schwerer macht, und dieser Prozess zehrt schon ganz schön an der Kraft, die ich benötige, um weiter mit mir zu gehen. Meine Kinder haben keine Vorstellung davon wie bedeutend und lebenswichtig das für mich ist - aber wie könnten sie auch.
Sie kannten mich einfach als denjenigen, der die ganze Zeit da war, der alles ermöglichte, der sie, so wie ich war, bestmöglich erzog - und für sie war das alles selbstverständlich.

Sie wollen nicht, dass sich etwas verändert - aber das ist etwas, was ich ihnen nicht geben kann.

Ich hoffe wirklich inständig, dass sie einen Weg finden werden das zu akzeptieren - und die Tatsache , dass ich ihnen Schmerzen zufüge fühlt sich einfach furchtbar an.
Das Wissen darüber, dass dies der einzigste Weg für mich ist am Leben zu bleiben und wieder mit Freude und Lebenskraft erfüllt zu werden, lässt mir jedoch keine andere Wahl.

Für manche Menschen mag sich das egoistisch anhören - diejenigen die es verstehen wissen, dass dies ganz einfach eine Sache ist, die über Leben und Sterben entscheidet.