Montag, 16. Februar 2015

Wann ist ein Mädchen ein Junge .... ist ein Mädchen .... wann ist sie sie selbst

Vor einigen Tagen sah ich mit einer Freundin Bilder von mir aus vergangenen Tagen an - und sie war sichtlich begeistert von »dem Kerl« den sie da sah - sie empfand ihn als attraktiv und sehr männlich.
Ich konnte ihr absolut nicht zustimmen, dass diese abgebildete Person ich war - also mich wirklich repräsentierte.

Zugegeben - ich sah ziemlich sportlich und durchtrainiert aus. In dieser Zeit trieb ich wirklich viel Sport - manchmal mehr als mir wirklich gut tat - um einem Männerbild gerecht zu werden - um eine Rolle zu spielen, die ich mit diesem mir zugeteilten Männerkörper zu erfüllen hatte.
Meine Freundin sagte: Weißt du, jetzt kann ich verstehen, warum deine Freunde so verwundert waren, als du deine Transition begannst - du siehst aus wie Männlichkeit pur.

Hatte ich also all die Jahre nur Theater gespielt?

Ja und Nein.
Ich gab mein Bestes um das zu verdrängen, was tief in mir vor sich ging - obwohl ich instinktiv wusste, dass das nie vergehen würde - aber ich hatte doch zumindest die Aufgabe es zu versuchen, oder? Falsch!
Ich machte mir etwas vor - machte die Situation mit jedem Tag, den ich damit zubrachte, zu leugnen wer und was ich wirklich war einfach nur noch schlimmer.

Das Hinterhältige dabei war jedoch Folgendes:
Mit Make-up, Kleidern und Puppen hatte ich nicht wirklich viel am Hut. Ich erfüllte keine dieser weithin akzeptierten Vorstellungen, wie ein Mädchen bitte zu sein hat. Wie sollte mir da denn klar sein, dass ich eigentlich ein Mädchen war?
Bäume hochklettern? Aber natürlich, zeig mir den Baum und ich werde versuchen dort hoch zu  klettern.
Sport treiben und draußen an der frischen Luft Aktivitäten nachgehen? Aber klar doch - je eher desto besser - und es konnte kaum genug davon geben.
Häkeln im Hauswirtschaftsunterricht an der Schule? Nein - nicht wirklich mein Ding.
Mit Jungs zusammen sein - nein - mochte ich nicht wirklich. Ich fühlte mich dabei stets unwohl was und wie sie Dinge taten.
Trat den Pfadfindern bei, blieb dort aber nicht lange - war gar nicht mein Ding - das war eine ganz andere Welt, in der ich das Gefühl hatte, hier passe ich überhaupt nicht hin.
Gitarre spielen und Musik machen? Aber bitte gerne doch - würde am liebsten gar nicht aufhören zu spielen und Musik zu machen.

Dann schlug die Pubertät zu - und der Schock, dass ich mit Veränderungen fertig zu werden hatte, die ich überhaupt nicht wollte - aber ich sah weit und breit keine Chance das alles aufzuhalten.
Ich wusste was ich sein wollte - das Mädchen auf dem Bild dort - diese Illusion, der ich verzweifelt nachhing - wem versuchte ich denn hier etwas vorzumachen - mein Körper konnte so nicht verändert werden - das ist das, was ich zu jener Zeit dachte und auch glaubte.

Dann kam die Christsein - und Kirchgangsphase. Und das folgende Zitat von mir beschreibt auf den Punkt 100%, wie ich mich und mein Leben zu der Zeit sah und empfand:

Ich bin zum Mannsein verdammt

- ohne Ausweg - und das Ganze mit der vollen Unterstützung von Kirchenethik und Moralvorstellungen.

Doch was ich tief in mir fühlte löste sich nicht in Luft auf - es wurde von Jahr zu Jahr stärker - diese Sehnsucht danach, den männlichen Körper hinter mir zu lassen fand immer wieder irgendwie einen Weg, meine ganze Aufmerksamkeit zu erlangen.

Und dann das Beziehungsthema:
Da ich stets auf Mädchen stand - wie um Himmels willen hätte ich ahnen können, dass ich ein lesbisches - oder zumindest bisexuelles Trans*Mädchen bin?????
Ein Trans*Mädchen das auf Jungs steht - ja das ist einsichtig - und nachdem sichergestellt wird, dass es keine unterdrückte Homosexualität ist, hätte das für die meisten Menschen Sinn ergeben.

Aber hier gab es  mich - diese Mischung aus einer lesbischen/bisexuellen Persönlichkeit und dem Tomboy Charakter ........

Meine erste Freundschaft endete in einem Fiasko - ich konnte mich ja selbst wie ich war nicht lieben, sondern wollte wie meine Freundin eine Frau sein..
Als ich ihr das eröffnete suchte sie die Hilfe und den Beistand anderer Menschen und ich hatte mich zu erklären, warum ich so fühlte wie ich es nun einmal tat, und warum ich das Mannsein nicht für mich akzeptieren konnte.
Für dieses Ereignis schämte ich mich so über alle Maßen, dass ich mir selbst schwor mein Geheimnis tief in mir zu verschließen und NIEMALS WIEDER IRGEND JEMANDEM davon zu erzählen. Und das tat ich ganze 30 Jahre lang - bis mein Körper mir unmissverständlich klar machte - ändere etwas an deinem Leben - oder lasse diese Welt hinter dir. Ich entschied mich für das Leben.
Wie ihr also sehen könnt passte ich in keine Kategorie.
Menschen um mich herum steckten mich einfach in die Kategorie: Mann - und ich wurde eine Einzelgängerin - ein einsames Mädchen welches in der Nacht zum Leben erwachte - ich tagträumte mir mein Frausein an meiner Lebenszeit vorbei, nur um morgens aufzuwachen und mich selbst zu fragen, ob ich nun komplett verrückt geworden war.


Was ich eigentlich damit sagen möchte ist Folgendes:
Wenn du als die typische Frau geboren wirst, die das weibliche Stereotyp erfüllt dann ist es »relativ« einfach herauszubekommen, was denn hier verkehrt herum läuft und den Hinweis auf die eigene Transsexualität zu verstehen.
Ich selbst bin das lesbische/bisexuelle Tomboy Mädchen - also wie um alles in der Welt sollte jemand auf die Idee kommen, ich sei ein Trans*Mädchen?
Naja, es gab schon immer wieder Hinweise darauf in meinem Leben - aber ich denke ihr wisst in welche Richtung das geht.
Es gab einen Bereich, bei dem konnte ich immer felsenfest sicher sein, das etwas ganz total verquert und gänzlich aus dem Ruder war: bei meiner Sexualität und bei meinen Körper - sie waren mir beide so fremd wie Aliens.
Zu der Zeit achtete und respektierte ich meinen Körper nicht - ich benutzte ihn wie eine Maschine, nur um einen Funken Leben spüren zu können, während ich extrem Sport betrieb. Ich versuchte ein männliches Rollenstereotyp zu leben, welches für mich nie funktionieren würde - ganz einfach deswegen, weil ich kein Mann war.
Ihr könnt mir wirklich glauben, wenn ich sage ich versuchte eine Sexualität zu akzeptieren, die mir bei meiner Geburt physiologisch zugewiesen wurde - es funktionierte einfach nicht - und hat auch nie funktioniert.
Aber nun - endlich - nachdem ich Hormontherapie habe und eine geschlechtsangleichende OP hinter mir - nun habe ich einen inneren Frieden gefunden und das Gefühl von Glück, welches ich in meinem ganzen, bisherigen Leben niemals hatte - und nun fühlt es sich einfach nur richtig und stimmig an.

Warum schreibe ich über all das?

Ich schreibe um die Trans*Menschen dort draußen in der Welt zu ermutigen, die sich auch der Situation gegenübersehen, dass ihre ganze Trans*Sexualität sich auf eine einzigen Faktor reduziert: auf ihre Sexualität und ihre Genitalien. Für einige Menschen wird das der einzigste Wegweiser sein den sie bekommen, um ihre Trans*Sexualität zu erkennen.

Es geht weder um Make-Up, noch um Stereotypen, wie eine Frau sein sollte, wie sie sich verhalten oder wie sie sich benehmen sollte.
Es geht darum wie du dich mit dem Geschlecht, welches dir bei deiner Geburt zugewiesen wurde, fühlst und darum welchem Geschlecht du dich im Denken und Fühlen zugehörig fühlst. Für einige Trans*Frauen wird das vielleicht anders sein - aber ich denke es gibt dort in der Welt genug Trans*Frauen wie mich - und ich möchte euch ermutigen euch selbst ganz offen und ehrlich gegenüberzutreten - wie ihr über euren Körper, euer Geschlecht und über eure Genitalien auf die ehrlichste und tiefste Art und Weise denkt und fühlt. Möglicherweise öffnet ihr euch dann eine Tür zu einem glücklichen Leben von dem ihr bislang geglaubt habt, dass es das nicht geben kann - nur weil ihr bislang DIESEN ORT eurer Persönlichkeit vergessen habt aufzusuchen.

Erfahrene Spezialisten könne euch dabei helfen herauszufinden, wer ihr selbst seid - vorausgesetzt, sie sind offen was Trans*Menschen anbetrifft - unglücklicherweise gibt es Therapeutinnen/en dort draußen, die Trans*Sexualität immer noch nicht ernst nehmen. Es versteht sich von selbst, dass solche Personen keinerlei Hilfe darstellen können.

Egal was es euch abverlangen wird - riskiert diesen ehrlichen Blick ganz tief in euer Innerstes Wesen und bringt diese versteckten oder verdrängten Gefühle an’s Tageslicht.

Unser Herzen und unsere Körper wissen es ja schon so lange ganz tief in uns drinnen - es geht alleine um die Tatsache, ob du dieser Erkenntnis gegenübertreten kannst oder willst - unabhängig davon, was irgendwelche Rollenerwartungen oder stereotypen Vorstellungen meinen voraussetzen zu müssen - es geht um die wahrhaft einzigste Person, die in deinem Leben wichtig ist - und das bist du selbst.




Freitag, 6. Februar 2015

Einer dieser Momente .....

Ab und zu kommt in mir die Frage auf - warum hat sich meine Seele ausgerechnet dieses Leben als transsexuelle Frau herausgesucht? Diese Sehnsucht die in mir ist, endlich den Körper zu spüren der so perfekt und ganz zu dem Geschlecht welches in meinem Herzen existiert passt - so wie ich mich selbst wahrnehme und so wie ich mich in meinem Inneren fühle. Andere Menschen auf diesem Globus fühlen sich in ihrer Haut rundum wohl und in ihrem Körper zuhause - und wissen nicht einmal, dass es Menschen auf dieser Welt gibt, bei denen diese grundlegendste aller menschlichen Erfahrungen sich so anders darstellt.

Für sie ist es ganz normal männlichen oder weiblichen Geschlechts zu sein - im Spiegel ein weibliches oder männliches Gesicht zu erblicken ist für sie vollkommen alltäglich - sie überlegen sich, welchen Teil ihres männlichen oder weiblichen Körpers sie gerne anders hätten - oder deutlicher hervorgehoben - oder einfach nur schöner. Die Sexualität die sie erleben ist im Einklang mit Körper und Geist - das ist ein wahrer Segen - aber sie erkennen, fühlen oder sehen das nicht.

Zu grundlegend ist dieser Aspekt in uns Menschen verankert, viel zu tief ist das Selbstverständnis verwurzelt als Wesen im Körper und Geist ganz und vollständig eins zu sein, als dass Menschen sich vorstellen könnten, dass es anders möglich wäre - oder dass dem nicht so sein könnte.



Ich sitze nun hier und schaue auf dieses wunderschöne, junge Mädchen, so weiblich, so selbstverständlich und natürlich wie ihr alles gelingt - ihre Stimme, ihre Bewegungen, ihre Gefühle und ihre Gesten. Die Art wie ihr Gesicht erstrahlt und ihr Haar fällt. Ich betrachte sie und weiss, dass ich nie diese Teenagerjahre hatte, in denen eine Frau ihre Pfade findet und einschlägt, wo sie für sich erkennt, was sie für wichtig in ihrem Leben hält, wo sie ihre Wege geht um ihre Sexualität zu erforschen und ihre Persönlichkeit zu entdecken. Tränen strömen mir die Wangen hinab - und ich bin hin-und-her gerissen zwischen dem Glücklichsein, dass wir medizinische und chirurgische Hilfe bekommen um unsere Situation erträglich zu machen und um ein Leben zu leben, welches nahe an dem ist, welches es hätte sein können - und dem Traum, ein Leben zu leben, in dem mein physisches Geschlecht und das Geschlecht welchem ich mich zugehörig fühle ein und dieselbe Melodie spielen - im Einklang und in Harmonie miteinander sind.

Ich weiss wie es sich anfühlt, eine Pubertät ertragen zu müssen, die nicht dem entspricht, was der Kopf und der Geist sehen, spüren und erleben möchte.

Ich weiss wie groß die Scham ist, die eine Trans*Person fühlt, wenn der Moment der Erkenntnis, dass ich anders bin als andere Menschen - dass ich trans*sexuell bin - immer klarer und schließlich Realität wird.
Ich weiss wie niederschmetternd und zerstörerisch die Auswirkungen falsch verstandener religiöser Meinungen, Gedanken und Ansichten sind, die mich gerne mit dem Brandabzeichen »so von den Menschen nicht akzeptiert - weil die Schöpfung dies unmöglich als Teil der Schöpfung erschaffen haben kann« abstempeln und verurteilen.
Ich weiss wie es sich anfühlt, von der eigenen Familie verstoßen zu werden, die, aus welchen Gründen auch immer, dich nicht lieben kann wie du bist.






Ich weiss aber auch wie es sich anfühlt, wenn fremde Menschen auf mich zukommen und sagen - ich bewundere wie du zu dir selbst stehst - ich habe größten Respekt vor dir und der Art und Weise, wie du das, was du in dir spürst in deinem Leben umsetzt - wie du lebst was du fühlst.

Auch weiss ich, wie es sich anfühlt, wenn andere Trans*Menschen oder Familien sagen: danke für deine Hilfe - danke dass du mir das Gefühl gibst Mensch zu sein - danke für die Hilfe dabei, eine Vorstellung davon zu bekommen, wie die Zukunft aussehen kann - nämlich ein glückliches Kind zu haben.

Ich glaube dass es einen Grund gibt, warum die Dinge in einem Leben so geschehen, wie sie es nun einmal tun.
Also gibt es auch einen Grund, warum meine Transition nicht früher in meinem Leben stattfand - obwohl es so viele Momente gibt, an denen ich mir wünschte ich hätte es eher getan - aber im selben Augenblick weiss ich ebenso, dass es keinen Grund gibt, mich dafür zu verurteilen es nicht eher getan zu haben - denn wenn ich es gekonnt hätte, dann hätte ich es getan. Ich glaube dass es so, wie es nun geschehen ist, am Besten für mich ist.

UND DENNOCH ....

Immer noch wissen zu viele Menschen zu wenig Fakten über uns Trans*Menschen und zu viele Menschen haben immer noch keine Ahnung, wie betroffenen Trans*Personen in ihrem Umfeld das Leben erleichtert werden kann.

Deswegen werde ich gerne Liebe und Zeit aufwenden um bekannt zu machen, wie Familien Kindern, die möglicherweise Trans*sexuell sind, ein normales Leben ermöglichen können, indem die Pubertät der Kinder eingefroren wird - um Zeit für den diagnostischen Prozess zu gewinnen und um zu klären, ob betroffene Kinder tatsächlich trans*sexuell sind - indem eine Pubertät eingefroren wird, die nicht die Melodie erklingen lässt, den die Seele und der Geist vorgeben.

Sollte sich an irgendeiner Phase der Begleitung des Einfrierens der Pubertät herausstellen, dass sich das Kind anders entscheiden möchte - und sie/er erkennt, dass die Notwendigkeit in dem sich bisher zugehörig gefühlten Geschlecht zu leben falsch war - und dass sie/er mit dem bei Geburt physiologisch festgelegten Geschlecht leben möchte - DANN wird das Einfrieren der Pubertät aufgehoben - und die Pubertät kann nun, wie durch das bei Geburt physiologisch angelegte Geschlecht und deren Keimdrüsen - ihren natürlichen Lauf nehmen - nur etwas zeitversetzt später - ohne Nebenwirkungen, ohne Schäden.

Sollte das Kind bei der bisherigen Haltung verbleiben und darauf bestehen in dem Geschlecht dem es sich zugehörig fühlt leben zu wollen (entgegen dem ihm bei Geburt durch die Physiologie zugewiesenen Geschlecht) - während gleichzeitig begleitend intensive psychologische Messverfahren durchgeführt werden - dann ist gegengeschlechtliche Hormontherapie der einzige Weg um das Kind von seinem Leiden und seiner Last zu erlösen.

Dann mit ansehen zu dürfen wie das Leben und die Freude in ein Kind zurückkehrt, nachdem die gegengeschlechtliche Hormontherapie begonnen wird und die Pubertät beginnen lässt, die die Seele des Kindes mit voller Kraft die Melodie des Lebens singen lässt, rechtfertigt allen Aufwand.

Dies Kinder werden genau wie ihre altersgleichen nicht*trans Kinder sein - niemals würden sie in der Lage sein sie als trans*sexuelle Kinder aus einer Gruppe Kinder herauszufiltern und zu identifizieren, wenn sie das müssten. Ihnen werden all die Operationen erspart bleiben, all die langen zähen Stunden, die ältere Trans*sexuelle auf sich nehmen, um die Last der physischen männlichen/weiblichen Merkmale unsichtbar werden zu lassen, damit sie endlich inneren Frieden finden. All die zahllosen Epilationssitzungen, die Operationen zur Gesichtsfeminisierung um die Spuren der von den Hormonen hervorgerufenen Veränderungen rückgängig zu machen, die eine Person als weiblich oder männlich definieren, die Stimmbandoperation - damit eine Trans*frau ihre eigene Stimme hören kann und diese sich stimmig anfühlt, eine Brustvergößerung - für den Fall dass die Hormone die Brust nicht so verändern können dass sie ein weibliches Erscheinungsbild hat und schlussendlich die geschlechtsangleichende OP - der ultimative, nicht umkehrbare Schritt, der es einer Trans*frau erlaubt sich in ihrem eigenen Körper endlich zuhause zu fühlen.

Unsere Körper sind die großartigsten und einmaligsten Geschenke, die wir auf unserem Lebensweg erhalten - und ich bin so glücklich und dankbar dafür, dass mein Körper gewillt ist, all diese Schritte und Veränderungen für mich und mit mir zu durchschreiten.

Dennoch muss der Weg nicht so beschritten werden - wenn die Gesellschaft und Eltern in der Lage sind, Kinder so zu lieben, zu akzeptieren und ernst zu nehmen wie sie sich fühlen -  und ihnen früh auf ihrem Lebensweg ermöglichen ihren eigenen, für sie richtigen Weg zu gehen.

Zeigt all euren Kindern wie es sich anfühlt bedingungslos geliebt zu werden - und sollten sie mit trans*sexuellen Kindern gesegnet sein, dann bitte geben sie ihnen die Chance ihr Leben in dem Geschlecht, welchem sie sich zugehörig fühlen, zu leben.

Wenn die Zeit der Pubertät beginnt ermöglichen sie ihnen ein Einfrieren der Pubertät, damit sich diese Kinder darüber klar werden können, wer sie wirklich sind und wie sie fühlen - und sollten diese Kinder weiterhin in ihrem gefühlten Geschlecht leben wollen, dann erlauben sie ihnen die gegengeschlechtliche Hormontherapie, auf die sie so verzweifelt hoffen und nach der sie sich sehnen - um ihnen ein glückliches Leben zu ermöglichen.


https://www.facebook.com/video.php?v=407602542742290&pnref=story

So werden meine rinnenden, fallenden Tränen Sinn machen - indem ich ein Teil davon sein darf, wie Familien mit ihren Trans*Kindern ihren Lebensweg glücklich gehen können - und vielleicht werden einige dieser außergewöhnlich glücklichen Momente das Leben wiederspiegeln, welches ich nicht führen konnte - dafür aber heute so glücklich in der Lage bin zu leben.

Samstag, 16. August 2014

Zeit sich zu verabschieden Teil 2 … und ein HERZLICHES WILKOMMEN zum Neubeginn


Das Leben und die Schöpfung waren und sind mir gegenüber so, so, so absolut atemberaubend, überwältigend, wunderbar und erfüllend.



Meine älteste Tochter schloß als Klassenbeste für ihren Abschlussjahrgang 2013/14 ab, bekam unzaehlige Preise und erreichte eines der besten Notengesamtdurchnittsergebnisse, die die Schule bislang gesehen hat.
Obwohl sie es war, die all die Arbeit leistete und an jeder der zahlreichen Schulen an der sie war fantastische Ergebnisse erzielte - während wir durch ganz Deutschland meinen Arbeitsangeboten hinterherreisten – gelang es ihr, ihre Leistung mit einem solch überwältigenden Abschluss zu krönen – und ich kann nicht anders als einfach stolz auf sie zu sein, obwohl ich keinerlei Anteil an all dem Lernen und dem Schreiben von Zillionen von Arbeiten und Kurzarbeiten hatte.

Ihr gelang all dies während sie zudem noch über den Winter die Ausbildung zu einer allseits beliebten und geliebten Skilehrerin während der Wintersaison 2013/14 absolvierte. Aufgrund ihrer hervorragenden Noten und ihres guten Auftretens während der Auswahlgespräche wurde ihr ein Vollstipendium für ein Jahr als Austauschschülerin in den USA verliehen.
Sie wird uns diese Woche verlassen und ich wünsche ihr ein absolut traumhaftes Jahr welches ihre kühnsten Erwartungen bei weitem übertrifft – du hast dir das selbst ermöglicht Honey, genieße jede Sekunde davon. Ich bin so stolz auf dich – so stolz darauf, dass du deine Träume wahr werden lässt!!!!

Ich wollte immer, dass meine Kinder so aufwachsen, dass sie die Möglichkeit haben ihr eigenes Leben zu leben, da jedes Kind die wichtigste Person im eigenen Leben ist. Das schließt auch ein, dass sie Rückendeckung von mir bekommen, bei Entscheidungen, von denen ich mir wünsche, dass sie diese nicht so treffen würden, wie sie es tun.

Anfang August zog mein jüngster Sohn zu seiner Mutter – und offensichtlich spielte meine Transition bei seiner Entscheidung eine große Rolle. Mein Jüngster, ich liebe dich von ganzem Herzen, und wo und wann auch immer du ein Zuhause benötigst, sollst du wissen dass du immer ein Zuhause dort hast, wo ich bin. Ich hoffe dass deine Wünsche und Erwartungen sich erfüllen und sollte dem nicht so sein, oder solltest du die Notwendigkeit verspüren Schutz, Zuflucht oder Ruhe zu suchen, so wird es immer meine offenen Arme geben, in die du dich fallen lassen kannst.

Meine beiden mittleren Kinder erobern die Welt jeweils auf ihre ganz eigene Art und Weise und ich weiss dass es so viele Situationen und Gelegenheiten geben wird, an denen ich so stolz auf euch sein werde und euch gänzlich für die Person liebe, die ihr seid.
Es ist solch ein gewaltiges Vorrecht und ein solches Vergnügen euch heranwachsen zu sehen und zu erleben, wie ihr auf eure jeweils ganz eigene Art erfolgreich werdet.

Ich selbst reichte meine Unterlagen bezüglich der GaOP/SRS, der Adamsapfelreduktion und der Stimmband OP bei meiner Krankenkasse am 2. Juni 2014 ein. Seit über 2 Monaten hatte ich keinerlei schriftliche Rückmeldung bezüglich meiner Anträge.
Dann bekam ich einen Telefonanruf einer ehemaligen Kollegin – und sie fragte mich, ob sich bislang ein Sponsor für meine GaOP gefunde hatte. Ich antwortete ihr, dass ich nach wie vor auf Hilfe warte. Dann sagte sie, sie hätte jemanden, der mich sponsern würde.
Totale Funkstille am Telefon.
Sie fragte: Mona, bist du noch am Apparat?
Nachdem ich meine Fassung wieder erlangte sagte ich: du nimmst mich aber jetzt nicht auf den Arm, oder?
Sie sagte: nein, es ist tatsächlich so. Wenn du möchtest hilft dir diese Person.
Ihr müsst diesbezüglich wissen, dass ich im späten Winter eine Bestellung der GaOP beim Universum abgab, also war ich mir sicher, dass während diesen Jahres etwas geschehen würde, aber als ich mich dieser Tatsache nun tatsächlich gegenüber sah, war ich einfach sprachlos und war vor Ehrfurcht gebannt, mit welcher Liebe das Universum den Menschen begegnet, die darum bitten.


Dann ging alles Schlag auf Schlag – innerhalb weniger Tage war der Flug gebucht, bei Dr. Chettawut wurde ein OP Termin frei, Kinderbetreuung für meine Kinder für die Zeit meiner Abwesenheit wurde arrangiert – und schon war ich auf dem weg nach Thailand.
Dazu müsst ihr wissen, dass weder bei Dr. Suporn noch bei Dr. Chettawut – mal eben so schnell ein Termin gebucht werden kann. Genau zu dem Zeitpunkt wurde bei Dr. Chettawut ein Termin frei, da eine Patientin ihren Termin auf Weihnachten verschieben musste und das Universum hielt mir diesen Termin frei.
Am 01.August 2014 hatte ich meine GaOP! Dr. Chettawut versprach sein Bestes zu geben, und er hielt jedes einzelne Wort das er versprach!!!!!!
Er stieß auf die Herausforderung, sich durch viel Narbengewebe in meinem Beckenbereich zu arbeiten – hätte er dies nicht getan, so hätte ich kaum Vaginaltiefe erreicht – also gab er wie versprochen sein Bestes und operierte mich 9 Stunden lang.

4 Tage nach der OP wurde ich ins Hotel zur Nachsorge verlegt, und davor wurde mein Deckverband abgenommen.

Am 7. August wurde mein Vaginalpacking entfernt und am 09. August war dann der Katheter Vergangenheit. Mein Heilungsprozess schreitet gut und stetig voran.
Ich bin Dr. Chettawut zutiefst dankbar für seine wunderbare Arbeit und die Leidenschaft und Hingabe, mit der er jeder einzelnen Patientin begegnet. Er und sein Team sind wirklich herausragende Persönlichkeiten, die stets außerordentlich freundlich, hilfreich und sehr fürsorgend sind.
Als ich den Besprechungs- und Untersuchungstermin bei Dr. Chettawut hatte bemerkte ich wie zart und doch bestimmt all seine Finger arbeiteten, während er mich unbtersuchte. Und ich wusste sofort dass ich in den bestmöglichen Händen war – wenn es ihm jetzt schon gelang mich AUF DIESE ART zu bewegen und zu drehen wie es notwendig war, dann wird er eine eine gänzlich atemberaubende OP ausführen – und genau das tat er auch.

Obwohl meine entsprechenden Körperteile noch teils angeschwollen sind, liebe ich das was ich sehen und fühlen kann schon so sehr, und es wird täglich besser.

Mein Verantwortungsbereich ist nun das Dilatieren und die Wichtigkeit des strengen Befolgens des Dilatierplanes ist wichtiger als alles Andere – ansonsten verliere ich meine Vaginaltiefe und die Vagina würde sich aufgrund der Wundheilungsversuche des Körpers gänzlich verschliessen – genau diesem Prozess wirkt das Dilatieren entgegen.

Eine Menge neuer und ungewöhnlicher Körpergefühle warten darauf entdeckt zu werden und dass ich mich auf sie einstelle – und zudem benötigt meine Schaltzentrale etwas Zeit, um die neue Körperlandschaft mit all ihren neuen Orten und Nervenbahnen richtig zu verbinden und anzulegen.
So zum Beispiel als ich zum ersten Mal auf die Toilette zum pinkeln musste – ich war total erstaunt, weil es sich zuerst so anfuehlte, als ob die Flüssigkeit den Körper an dem Punkt verließ, wie bisher auch, obwohl der Penis ja Vergangenheit war und das Gefühl war so sonderbar, als das Pippi meinen Körper plötzlich ganz woanders verließ, im Gegensatz zu dem was sich vom Gefühl her dagegen im Kopf noch abspielte. Das wird jedoch schnell besser und es es fühlt sich mehr im Einklang mit meinem neuen Körper an und es ist so wunderbar dass die Dinge nun endlich so geschehen dass sich alles richtig anfühlt und mir das Geschehende irgendwie bekannt und vertraut vorkommt.

Wenn die Krankenschwester meine neuen Genitalien äußerlich reinigt kann ich spüren und fühlen wieviel Gefühl da unten vorhanden ist – und ich kann euch sagen – da unten ist ABSOLUT GUTES Gefühl vorhanden!!! Und wieder genau so, wie Dr. Chettawut es versprochen hatte.

Mich von meinem alten Dasein und Körper zu verabschieden war leicht und kam wir nur wie der nächste logische und natürliche Schritt vor, nach all dem was bisher alles geschah.

Keinerlei Bedauern oder Zweifel – nur eine enorme, riesige Dankbarkeit gegenüber meinem Körper und meinen bisherigen Genitalien, die diese Angleichung und Transformation für mich machen, um mich glücklich zu sehen, und damit ich mein neues Leben leben kann – mein Leben als Mona.

Und so rufe ich ihm zu: WILLKOMMEN MEIN LEBEN, DEM LEBEN VON MONA MAIER!!!!!!!!!!!

WILLKOMMEN IN DIESEM LEBEN rufe ich ebenso meinem inneren Kind, meiner kleinen Mona zu, für die ich das Privileg hatte, sie zur Welt zu bringen – eine weitere Überraschung, die das Universum für mich hatte – so wurde ein weiterer Traum von mir zur Realität: ich durfte einem Kind das Leben schenken – einfach auf andere Weise, als die, die ich meinerseits erwartet hatte - und nun fällt es mir so leicht, meine sorgfältige Nach-OP Pflege auszuführen, weil ich weiss wem dadurch das Leben geschenkt wurde – genauso wie jede werdende Mutter all die Dinge aushalten wird, die auf sie zukommen, wenn sie einem Kind das Leben schenkt.


Dieses Mona Leben wird ein glückliches, erfüllendes und wunderbares Leben sein, aufregender als ich es mir überhaupt je hätte vorstellen können.

Danke Universum, Dank dem Leben, Dank der Liebe und Dank an die Schöpfung, die mich dorthin gehen ließen, wo ich nun angelangt bin.


Sonntag, 20. Juli 2014

Mein erster Blogeintrag als MONA MAIER :-)!!




Ich erhielt meine Vornamensänderung und Personenstandsänderung am 15. Mai 2014.
Geschlecht: weiblich
Name: Mona Maier

Alles andere ist nun Geschichte.
Das fühlt sich sooooooooo unglaublich gut an. Ein großer, weiterer Schritt in MEIN LEBEN.
Seit meinem letzten Blogeintrag durfte ich so viele Dinge lernen. Jeder Tag ist wie ein ganzes Leben, welches gefeiert werden will - und nun ist mir das tatsächlich möglich.
Ich bin für all die segensreichen und schönen Dinge die ich jeden Tag erleben darf zutiefst dankbar:

  • das Privileg zu haben morgens aufzuwachen und das Geschenk eines neuen Tages zu erleben
  • mir geht es gut und ich bin gesund
  • ich habe immer genug gesunde Lebensmittel die ich essen darf
  • ich habe diese wundervolle Landschaft und Umgebung in der ich leben und die ich genießen darf
  • Engel zu haben die mich jeden Schritt meines Weges begleiten
  • ein Herz zu haben, welches mich auf meinem Lebensweg führt, wenn ich auf die Herzensstimme höre
  • ein Dach über dem Kopf zu haben
  • wunderbare Freunde an meiner Seite zu wissen
  • ein tolles Bett zu haben in dem ich immer schlafen kann
  • wundervolle, gesunde Kinder zu haben - jedes von ihnen so einzigartig und bereit dafür, ihr eigenes Leben zu Leben und ihren eigenen Lebensweg zu beschreiten

Einer meiner Begleiter ist mein »Baum des Lebens« , wie ich ihn taufte.
Er steht auf einer kleinen Anhöhe neben einer kleinen Kapelle mit einem herrlichen, großartigen Blick auf die umgebenden Gebirgszüge.




Wann immer ich an seiner Seite ausruhe schenkt er mir segensreiche Visionen, neue Ideen oder gibt er mir Wissen weiter, welches mich auf meinem Weg weiter voranbringt.

Er lehrte mich die Erlebnisse und Erfahrungen welche ich als Marc sammeln durfte nicht zu vergessen sondern Marc und sein Vermächtnis in Ehren zu halten- er legte das Fundament auf welchem das Leben von Mona ruht. Während mein Baum des Lebens mir das klar machte und mir dieses Wissen offenbart wurde und mich berührte - strömten mir haltlos und minutenlang Tränen über mein Gesicht .
Ich war dabei gewesen das Leben von Marc komplett und ganz zu vergessen, und war sogar irgendwie froh darüber.
Dann begann mein Baum des Lebens der Stimme meines Herzens Ausdruck zu verleihen und rief mir zu: Hör auf damit - behalt ihn in deinem Gedächtnis. Er durchschritt all diese Erlebnisse und Ereignisse, damit du an den Punkt gelangen konntest, an dem du heute bist. Anstatt ihn zu vergessen sollte Marc einen Ehrenplatz in den Erinnerungen deiner Vergangenheit haben. Dann begannen Mona und Marc in meinen Gedanken sich gegenseitig zuerst ihre Hände zu ergreifen um sich danach dann zu umarmen - während mir bei diesem Anblick die Tränen stetig und unaufhaltsam die Tränen über die Wangen strömten - bis sie beide letztendlich zu einer Person verschmolzen - diese Person war und bin ICH - und ein Frieden breitete sich in mir und meinem Herzen aus, den ich nicht in Worte fassen kann. All das verdanke ich meinem Baum des Lebens und wann immer ich Zeit finde, besuche ich ihn, ruhe mich im Schatten seiner Äste und Zweige aus oder lehne mich gegen seinen Stamm - warte auf das was er mir sagen möchte oder fühle einfach wie er mich mit seinen Kräfte aufzulädt und stärkt. Dieser Ort ist für mich ein wahrhaft magischer Platz, voller Wunder und Meditation.

Mein körperlichen Veränderungen schreiten indes weiter munter voran. Erst letztens traf ich eine Person die mich etwa 6 Monate lang nicht mehr gesehen hatte - zuerst erkannte sie mich gar nicht. Erst als ich sie mit: Hallo Fr. XXXXXXXX begrüßte sagte sie schließlich - ohhh sie sind‘s! Sie haben sich ja so verändert! Ihr könnt euch vorstellen welch ein riesiges Grinsen sich in mir und meiner Seele breit machte, als ich das zu hören bekam.

Ich lernte viel dazu in der Hinsicht, wie ich mein Leben selber gestalte, handhabe und es lenke - besonders im Hinblick auf Ärzte und Medikamente. Im Gegensatz zu den USA ist es in Deutschland verpönt, ja verwerflich, die Meinung eines Arztes oder Professors in Frage zu stellen und sich seine eigenen Gedanken dazu zu machen - jedes einzelne Wort wird vorbehaltlos geglaubt.

Ich kann ehrlicherweise sagen, dass in Deutschland Ärzte, die sich den speziellen Anforderungen und Bedürfnissen unseres  speziellen Themas Transsexualität widmen wirklich Mangelware sind. Alleine meine Nasenoperationen lassen mich zu der Empfehlung kommen: Bloß nicht in Deutschland machen lassen!
Ich schlage jeder Person mit transsexuellem Hintergrund vor mindestens 2 Meinungen von 2 verschiedenen Chirurgen einzuholen - sie sollen darstellen, wie und warum sie welche Schritte auf welche Art und Weise durchführen - sie sollen genau erläutern was sie vorhaben. Wenn sie das aus irgendwelchen Gründen nicht tun wollen ( das Ergebnis ist nicht wirklich vorhersehbar/ die Patientin bekommt sonst falsche oder irreführende Erwartungen etc.) dann diesen Arzt am besten vergessen! Sie haben keine Vorstellung davon, was ihr wirklich wollt oder wie ihr es tatsächlich haben wollt. Für das Thema FFS (Gesichtsfeminisierung) schlage ich euch die folgende Webseite vor:
http://www.virtualffs.co.uk/index.html
Das kann sehr hilfreich dafür sein eurem Chirurgen zu erklären und zu zeigen, was ihr als Ziel vor Augen habt und haben wollt. Wenn er nicht in der Lage dazu ist die Empfehlungen von Alexandra als Versprechen umzusetzen dann sagt einfach: ich denke nicht dass sie der Chirurg/ die Chirurgin sind, die ich haben möchte.

Im Thema GaOP denke ich mittlerweile persönlich ebenso: Deutschland und seine Chirurgen kann man aktuell leider nur vergessen. Da gibt es nur Thailand - sonst nichts. Zur Zeit bündele ich meine Kräfte mit den Grünen, um die sehr verbesserungsbedürftige Situation im deutschen Krankenkassenwesen anzugehen und eine Veränderung der aktuellen Situation zu erreichen, da die Tatsache, dass weitaus bessere Ergebnisse zu viel geringeren Kosten nicht erhalten werden könne - ganz einfach deswegen, weil die Ärzte/ Chirurgen keine Deutschen sind oder in Deutschland praktizieren. In meinen Augen ist die momentane Situation völlig untragbar.

Um heute zu einem Abschluss zu kommen - an unserer Haustüre brachte ich folgendes Bild an:





Und ich wünsche meinen Kids dass sie erkennen, wie wichtig es für jede einzelne Person ist, dies über sich selbst zuallererst sagen zu können - genauso wie mir die Möglichkeit gegeben wurde, dies für mich zu erkennen. Dann macht das Gehen auf dem eigenen Lebensweg Freude, ist großartig und wird zu einer absolute Abenteuerfahrt.

Sonntag, 9. März 2014

Zeit sich zu verabschieden ... Teil 1

Ja, nun ist es tatsächlich an der Zeit meine Vergangenheit zu verabschieden.


In der Zwischenzeit hat die Hormontherapie begonnen meinen Körper sichtbar zu verändern - außerdem kommen nun einige große Operationen in naher Zukunft mit großen Schritten auf mich zu.
Also ist es an der Zeit »Auf nimmer Wiedersehen« und gleichzeitig ein großes "Dankeschön"  zu und an mein Männergefängnis zu sagen - der Körperhülle die mir jahrelang diente und die unglücklicherweise die falsche war, in die ich hineingeboren wurde. Ich bin sehr dankbar für all das was ich jetzt bin und habe, für all die Wandlungen und Veränderungen, die mein Körper wegen mir auf sich nimmt, damit er mich glücklich werden sehen kann und mich wahrhaftig dorthin bringt, wo ich tatsächlich hingehöre. Ich werde meine 2. Rhinoplastik - also Nasen OP - am Dienstag den 25. 02.2014 haben - durchgeführt von einem Professor dem ich wahrhaftig und tief vertraue und der sich mir gegenüber so hilfsbereit und großzügig gab, dass ich es kaum fassen konnte.

Tief in mir meldet sich eine Stimme die mir sagt, dass nun ein neues Kapitel auf dem Weg zu meinem weiblichen Körper aufgeschlagen wird, von hier ab ist jetzt nichts mehr wie es vorher war.

Ich werde niemals mehr die Person sein, die ich bislang war. Die Veränderungen werden stetig deutlicher sichtbarer für alle mich umgebenden Personen. Ich spüre dass mich all das in sehr viel stärkerer Weise verändern wird als alles andere was ich bisher auf dem Weg meiner Transition durchlief.

Ein riesiges »Dankeschön« an all die Menschen, die mich mit guten Gedanken, Gebeten und guten Wünschen unterstützen und an diejenigen, die mir »Viel Glück« für all die notwendigen OP‘s wünschen.


Einerseits bin ich sehr gespannt und aufgeregt, und gleichzeitig betrete ich unbekanntes, fremdes Gebiet auf dem ich noch nie war - ich weiss dass es richtig ist genau diesen Schritt zu tun - und trotzdem beschleicht mich selben Moment ein komisches, fremdes, unsicheres Gefühl - deswegen schließe ich einfach meine Augen im Vertrauen auf das Schicksal und die Kraft des Lebens - und gehe einen Schritt nach dem anderen, indem ich einfach einen Fuß vor den anderen setze - um zu entdecken was das Leben für mich noch für Überraschungen bereit hält.

Ich bin so dankbar und glücklich dass die meisten meiner Kinder sich dafür entschieden, mich auf diesem Weg zu begleiten - und hoffentlich wird das Kind, welches viel mehr mit meiner Transition zu kämpfen hat als die anderen Geschwister, es irgendwann verstehen, wenn genug Zeit vergangen ist - ich liebe euch alle so sehr, ihr bedeutet mir einfach alles.

Seit der Nasen OP sind nun gute 10 Tage vergangen. So wie ich es aktuell vom Erscheinungsbild beurteilen kann war sie dieses Mal wirklich erfolgreich - deshalb schulde ich Prof. Dr. Staudenmaier, HNO Spezialist auf dem Feld der Rhinoplastiken aus München, ein riesiges »Dankeschön«. Nicht nur, dass er meine Vorstellung, wie meine Nase aussehen soll in die Realität umsetzte, sondern der auch noch die ganzen Spuren der Nasen OP vom letzten August , deren Spuren in meinem Gesicht und an meinen Knochen verblieben sind, verwischte und in Ordnung brachte.

Weiterhin schulde ich der äußerst talentierten Photografin Heike Sickert-Kuchenbecker ein großes Chapeau, da sie es vermochte mich vor meiner Rhinoplastik in solch einer Ehrlichkeit abzulichten, dass es mich tatsächlich sprachlos werden ließ, wie sie es schafft, die grundlegenden Charakterzüge einer jeden Person, die sie porträtiert, auf Zelluloid zu bannen.

Während ich mich auf meine nächsten weitreichenden und bewegenden Schritte vorbereite drehen sich meine Gedanken stetig um die GaOP (geschlechtsangleichende OP). 

 

 Jeden Tag beschäftige ich mich mental damit in Meditationen und meine Gedanken kreisen um kaum etwas anderes .... Verzweifelt bete und hoffe ich, dass es bald endlich stattfindet ....




Dienstag, 14. Januar 2014

Meine eigene Blind Side



Beim Sport bezeichnet man als Blind Side den toten, nicht einsehbaren Bereich des gesamtmöglichen Sehfeldes einer Person - was bedeutet, dass die entsprechende Person unbemerkt angegriffen oder getroffen werden kann, weil das Überblicken dieses Bereiches unmöglich ist.
In dem Film »Blind Side« wird dies zu Beginn für American Football erklärt.
Den ganzen Tag lang kreisen meine Gedanken schon um dieses Thema. Heute morgen sah ich mir (mal wieder) einen Teil dieses wunderschönen und inspirierenden Filmes an. Sandra Bullocks schauspielerische Leistung in diesem Film berührt mich stets in der Tiefe meiner Seele und ich breche stets in Tränen aus wenn ich sehe, wie Menschen unerwartet Liebe erfahren, oder dass ihnen überhaupt Liebe entgegengebracht wird.
Dies brachte mich dazu, über folgendes nachzudenken:  wie sehr haben wir als Menschen es nötig, unsere Blind Side zu kennen und sie abzustellen? Wie lange lebte ich mein eigenes Leben, ignorierte und übersah meine eigene riesige transsexuelle Blind Side? Mir scheint so, als ob eine Blind Side so ziemlich überall gefunden werden kann.
Bei den Eltern, an denen das Leben ihrer Kinder vorbeigeht, weil die Kinder sich nicht so entwickeln wie ihre Eltern es von ihnen erwarteten und die Kinder ihren Lebensentwurf anders ausbreiten als erwartet.
Bei Krankenversicherungen, denen wichtiger ist, Regeln und Vorschriften einzuhalten anstatt das zu tun wofür sie da sind -  die bestmögliche medizinische Versorgung für die bereitzustellen, die sie benötigen und die dafür ihre Beiträge zahlen.
Bei Menschen, die das Schicksal und die Nöte anderer Mitmenschen ignorieren, weil Mitgefühl und Anteilnahme tief in ihnen aus irgendwelchen Gründen versickerten und abstarben.




Beim American Football versucht man der Blind Side auf einfache und effektive Weise entgegenzutreten - irgend jemand muss die Blind Side der Person bewachen, die beschützt werden muss.
Ich glaube dass es sich bei uns Menschen genauso verhält - wir benötigen Menschen an unserer Seite, die uns auf unsere Blind Side aufmerksam machen, die uns auf diesem Weg helfen und die den Teil (unseres Lebens) beschützen, den wir nicht sehen können. Die uns auf die Einbahnstraßen aufmerksam machen, in die wir uns verrennen, weil unsere Blind Side uns die Abzweigungen und Kreuzungen entlang unseres Lebensweges nicht sehen ließ, die unseren Lebenslauf hätten ändern können oder die unseren Lebensweg ändern werden.

Tief berührt und bewegt war ich von der Dokumentation der transsexuellen Schweizerin - Nadja Broenimann - die als Junge namens Christian geboren wurde.  Auf ihrer Webseite hat sie ein Stream-Video eines Interviews, welches mich eine meiner Blind Sides erkennen ließ. Als sie auf ihre schwer zu ertragende Jugendzeit angesprochen wurde hatte sie eine überraschende Antwort parat. Sie sagte sie fühlte sich als Kind sehr missverstanden (sie lebte in einer Pflegefamilie) aber diese schwierigen Lebensumstände formten sie zu einer starken Persönlichkeit - und das ist etwas wofür sie heutzutage irgendwie dankbar sein kann, weil es schon eine ganze Menge benötigt um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen oder um sie aus der Bahn zu werfen.

Dieser Gedanke traf mich sehr - als Kind fühlte ich mich ganz genauso, während ich aufwuchs. Ich denke es benötigt einfach eine ganze Menge Zeit , Lebenserfahrung und »Erwachsenwerden«, um in der Lage zu sein solche Schritte zu gehen - für schwere und harte Zeiten dankbar zu sein - weil sie mich auch auf all die Herausforderungen, die das Leben bisher auf mich geworfen hat vorbereiteten - deswegen kann ich nun meinen Eltern ebenfalls irgendwie »Danke« sagen, weil sie mir dabei halfen zu der starken Persönlichkeit mit starkem Charakter zu werden, die ich heute bin.

Das bringt mich zu einem anderen Punkt, den ich heute ansprechen wollte: für einige von euch liest es sich vielleicht nach:

zu viel Glücklichsein
zu viel: endlich bin ich da, wo ich schon immer hätte sein sollen
zu viel: das ist der einzigste Weg um in meinem Leben glücklich zu sein

Tut mir leid wenn ich euch da enttäuschen muss - aber letztendlich fühlt es sich für mich einfach so an. Natürlich würde ich lügen, wenn ich behauptete dass es keine Höhen und Tiefen gibt, keine Stimmungsschwankungen, keine Schwierigkeiten mit denen ich klarkommen muss, dass ich mit meinen neu gewonnenen Gefühlen erst umgehen lernen muss, dass ich keinen großen Respekt vor all den bevorstehenden Operationen habe

aber alles FÜHLT SICH EINFACH RICHTIG AN!

So wie es einfach zu sein hat. Deshalb ist es letztendlich einfach so - es ist alles wahr.

Da kommt mir eine Redewendung in den Sinn, die schon immer hätte Teil meines Lebens sein sollen - und die nun endlich begann Teil unseres Familienlebens zu werden - und die zum Glück bei  Millionen Familien in aller Welt zuhause ist:

Alles wird gut - das wird alles wieder.


Unser Familienleben hat den Punkt erreicht, an dem wir wissen, dass diese Redensweisen wahr sind und sie geben uns täglich Hoffnung und Ziel. Es ist mein Wunsch, dass es euch und euren Familien ebenso geht.



Mittwoch, 18. Dezember 2013

Von Engeln getröstet und beschützt



Seit 9 Monaten befinde ich mich nun in Transition. Obwohl es sich irgendwie sehr, sehr lange anfühlt kommt es mir gleichzeitig so vor als ob es nur einen Wimpernschlag gedauert hätte und gleichzeitig eine Ewigkeit.
Ich bin so dankbar dafür, dass mein voriges Leben in meiner männlichen Hülle sich in meinem Gedächtnis beinahe komplett verloren hat. Es ist einfach verschwunden.
Der Moment, in dem ich mich zur Transition entschied war ein echter Wendepunkt in meinem Leben. Ich wusste nicht, wie das alles enden würde, welchen Problemen ich mich stellen werden müsste - ich wusste dass mein Leben sich auf gewaltige, dramatische Art und Weise ändern würde, obwohl ich keine Ahnung davon hatte wie radikal es sein wird.
Die emotionalen Veränderungen sind die, die mich am meisten beeindrucken und mich im Alltag am meisten herausfordern. Das Leben fühlt sich nun für mich so gänzlich anders an - es fühlt sich so an, wie es sich schon immer hätte anfühlen sollen und es ist eine wundervolle Aufgabe mit diesen mir neu geschenkten Gefühlen leben zu lernen und sie in meinen Alltag zu integrieren.

Wie in Zeitraffer lerne ich mit Gefühlen umzugehen, die mir bislang unbekannt waren oder die ich bislang noch nicht gefühlt hatte.


Ein Beispiel: Etwa 2 Wochen nachdem ich mit meiner Hormontherapie begann ging ich eine Straße entlang und traf auf eine Mutter mit ihrem kleinen Kind im Kinderwagen. Dann wurde ich mir einer Tatsache bewusst, die mich beinahe umhaute, die mich wahrhaftig und tief traurig machte - ich blieb in diesem Gemütszustand für ein paar Tage, bis ich einen Weg fand diese Tatsache irgendwie zu akzeptieren: Ich kann niemals mein Kind gebären - ich werde nie schwanger werden können und ich werde nie einem Kind das Leben schenken können! Angesichts der Tatsache, dass ich trotz allem Vater von 4 Kindern bin mag sich das befremdlich anhören, aber schließlich war ich nie wirklich »Vater« und unter Anbetracht der Tatsache dass die Frau in mir sich nun endlich freigekämpft hat und zum wahren Leben erwachte, macht das auch Sinn.

Andererseits passt diese Baby-Torschlußpanik auch zu meinem Alter als Frau und ich muss mit dieser Gegebenheit umgehen lernen und meine Gedanken darüber in den Griff bekommen - genauso wie eine biologische Frau die in etwa oder genau in meinem Alter ist und die keine Kinder hat ( oder bekommen konnte) ebenfalls mit dieser Tatsache umgehen lernen muss.

Ich weiß, dass ich auf meinem Weg durch all die guten Wünsche, Gedanken und Gebete all jener Menschen, die mir Gutes wünschen und mich unterstützen, bewahrt und beschützt werde. Auch habe ich die tiefe Überzeugung dass Engel mich bei jedem einzelnen meiner Schritte bewahren, und dass sie ebenfalls all die Menschen bewahren und beschützen, denen andere Menschen am Herzen liegen.

Menschen, die ich liebte und die mir am Herzen lagen verließen mich und dafür traten andere Menschen in mein Leben. Mir widerfuhr unerwartete Hilfe und ich erlebte solch liebevolle Begegnungen, dass diese Ereignisse die Verluste , die ich erlitt, mehr als wett machten. Ich bekam die Möglichkeit interessante, liebende, unterstützende, großzügige und freigiebige Menschen mit großen Herzen kennenzulernen und mit ihnen Gedanken, Gefühle und meine Leben zu teilen. Das Leben wurde um so Vieles, größer, weiter und bedeutsamer, mehr als ich es je für möglich gehalten hätte. Ich traf Menschen, die mir die Augen öffneten für Ideen, Gedanken, und Sichtweisen, wie das Leben abläuft  und was das Leben für uns bereit hält, das so viel anders und farbenfroher ist als alles was ich bislang kannte.

Zu all dem kommt hinzu, dass ich meinen Kindern gegenüber viel offener und toleranter wurde, im Hinblick darauf, wie sie ihr Leben gestalten wollen, wie sie selbst sein wollen, was ihre Träume anbelangt und wie sie das Leben aus ihrer Perspektive wahrnehmen.

Ich bin so dankbar und glücklich.

Das Leben ist großartig.