Mittwoch, 18. Dezember 2013

Von Engeln getröstet und beschützt



Seit 9 Monaten befinde ich mich nun in Transition. Obwohl es sich irgendwie sehr, sehr lange anfühlt kommt es mir gleichzeitig so vor als ob es nur einen Wimpernschlag gedauert hätte und gleichzeitig eine Ewigkeit.
Ich bin so dankbar dafür, dass mein voriges Leben in meiner männlichen Hülle sich in meinem Gedächtnis beinahe komplett verloren hat. Es ist einfach verschwunden.
Der Moment, in dem ich mich zur Transition entschied war ein echter Wendepunkt in meinem Leben. Ich wusste nicht, wie das alles enden würde, welchen Problemen ich mich stellen werden müsste - ich wusste dass mein Leben sich auf gewaltige, dramatische Art und Weise ändern würde, obwohl ich keine Ahnung davon hatte wie radikal es sein wird.
Die emotionalen Veränderungen sind die, die mich am meisten beeindrucken und mich im Alltag am meisten herausfordern. Das Leben fühlt sich nun für mich so gänzlich anders an - es fühlt sich so an, wie es sich schon immer hätte anfühlen sollen und es ist eine wundervolle Aufgabe mit diesen mir neu geschenkten Gefühlen leben zu lernen und sie in meinen Alltag zu integrieren.

Wie in Zeitraffer lerne ich mit Gefühlen umzugehen, die mir bislang unbekannt waren oder die ich bislang noch nicht gefühlt hatte.


Ein Beispiel: Etwa 2 Wochen nachdem ich mit meiner Hormontherapie begann ging ich eine Straße entlang und traf auf eine Mutter mit ihrem kleinen Kind im Kinderwagen. Dann wurde ich mir einer Tatsache bewusst, die mich beinahe umhaute, die mich wahrhaftig und tief traurig machte - ich blieb in diesem Gemütszustand für ein paar Tage, bis ich einen Weg fand diese Tatsache irgendwie zu akzeptieren: Ich kann niemals mein Kind gebären - ich werde nie schwanger werden können und ich werde nie einem Kind das Leben schenken können! Angesichts der Tatsache, dass ich trotz allem Vater von 4 Kindern bin mag sich das befremdlich anhören, aber schließlich war ich nie wirklich »Vater« und unter Anbetracht der Tatsache dass die Frau in mir sich nun endlich freigekämpft hat und zum wahren Leben erwachte, macht das auch Sinn.

Andererseits passt diese Baby-Torschlußpanik auch zu meinem Alter als Frau und ich muss mit dieser Gegebenheit umgehen lernen und meine Gedanken darüber in den Griff bekommen - genauso wie eine biologische Frau die in etwa oder genau in meinem Alter ist und die keine Kinder hat ( oder bekommen konnte) ebenfalls mit dieser Tatsache umgehen lernen muss.

Ich weiß, dass ich auf meinem Weg durch all die guten Wünsche, Gedanken und Gebete all jener Menschen, die mir Gutes wünschen und mich unterstützen, bewahrt und beschützt werde. Auch habe ich die tiefe Überzeugung dass Engel mich bei jedem einzelnen meiner Schritte bewahren, und dass sie ebenfalls all die Menschen bewahren und beschützen, denen andere Menschen am Herzen liegen.

Menschen, die ich liebte und die mir am Herzen lagen verließen mich und dafür traten andere Menschen in mein Leben. Mir widerfuhr unerwartete Hilfe und ich erlebte solch liebevolle Begegnungen, dass diese Ereignisse die Verluste , die ich erlitt, mehr als wett machten. Ich bekam die Möglichkeit interessante, liebende, unterstützende, großzügige und freigiebige Menschen mit großen Herzen kennenzulernen und mit ihnen Gedanken, Gefühle und meine Leben zu teilen. Das Leben wurde um so Vieles, größer, weiter und bedeutsamer, mehr als ich es je für möglich gehalten hätte. Ich traf Menschen, die mir die Augen öffneten für Ideen, Gedanken, und Sichtweisen, wie das Leben abläuft  und was das Leben für uns bereit hält, das so viel anders und farbenfroher ist als alles was ich bislang kannte.

Zu all dem kommt hinzu, dass ich meinen Kindern gegenüber viel offener und toleranter wurde, im Hinblick darauf, wie sie ihr Leben gestalten wollen, wie sie selbst sein wollen, was ihre Träume anbelangt und wie sie das Leben aus ihrer Perspektive wahrnehmen.

Ich bin so dankbar und glücklich.

Das Leben ist großartig.



Dienstag, 3. Dezember 2013

Ich muss Dampf ablassen


Was mich die letzten Monate über wirklich auf die Palme brachte waren Verwandte, Familienmitglieder oder »Freunde« die mir meinten sagen zu müssen - wie einige von ihnen das schon mein ganzes Leben lang taten - wie selbstsüchtig, unvernünftig und abgedreht ich wäre - wie verantwortungslos ich meine Entscheidungen treffen würde, indem ich nur an mich denke und die Bedürfnisse und Ansprüche meiner Kinder vollkommen ignorieren würde. Bisher hatte ich stets das Bedürfnis mich rechtfertigen zu müssen, zu erklären, warum ich wie zu welchen Schlussfolgerungen kam und warum ich mich letztendlich dazu entschloss die Entscheidungen umzusetzen - vergebliche Liebesmüh.
Mir wurde klar dass ich damit aufhören muss. Sie werden es nie verstehen weil sie gar nie vorhatten mich zu verstehen, oder weil sie einfach nicht verstehen können. Sie haben ihre Sicht davon, wie ein gelingendes Leben auszusehen hat, welche Wege eingeschlagen werden müssen, um im Leben nach ihrer Auffassung »erfolgreich« zu sein. Sie beanspruchen stets zu wissen, was gut für andere ist - in diesem Fall - was gut für mich ist.




Schon komisch wie Menschen physisch so nah beieinander Leben können ohne wirklich auch nur ein kleines bisschen über die jeweils andere Person zu wissen. Nehmen wir zum Beispiel meine Familie, meine Eltern, meinen Bruder und mich. Unsere Zimmer waren zwischen 50 cm und etwa 2 m voneinander entfernt, aber bis zum heutigen Tag wissen wir kaum etwas voneinander.
Einige Paare schlafen im selben Bett, leben in demselben Haus und haben sogar gemeinsame Kinder ohne auch nur etwas wirklich über einander zu wissen.

Aus meiner Sicht der Dinge ist Folgendes der Schlüssel, um dem zu entgehen: Kommunikation, Liebe, die Großzügigkeit zu haben loszulassen, das ehrliche Streben den Anderen verstehen zu wollen und genug Mut zu haben, neue Ufer zu betreten.
Ich vermag keine Lebensentwürfe, Vorgangsweisen für ein Leben oder Richtlinien zu erkennen, die einem sagen, wie man sein Leben zu leben hat um glücklich zu sein, wenn man der Stimme seines Herzens folgt, die in diesen Schlüssel-Wörtern ihren Ausdruck findet.

Als ob es einen Weg gäbe zu wissen, wie »richtig« oder »falsch« die eigenen Entscheidungen sind. Scheint als ob all diese Personen genau wissen, was ich zu tun habe - warum schauen sie nicht einfach mal zuerst in den Spiegel?

Wann immer meine Kinder irgendwo auftauchen, sind die Menschen davon angetan wie glücklich und fröhlich meine Kinder sind. Wenn meine Kinder an Orten auftauchen, an denen die Menschen etwas von unserem bewegten Leben wissen, sind alle Personen stets überrascht oder verblüfft, wie glücklich und fröhlich die Kinder »trotz allem, mit was sie zu leben haben« sind! Das sollte diesen Personen ja eigentlich etwas verdeutlichen, oder nicht?
Aber das würde ihrem Bild von mir, meinem Lebensstil, meinen Entscheidungsfindungen, meiner Sicht des Lebens im Allgemeinen nicht gerecht werden. Zwischen den Zeilen scheinen sie nicht lesen zu können oder zu wollen.

Mir wurde klar, dass ich diese Menschen hinter mir lassen muss, diejenigen willkommen heißen möchte, die bereit dazu sind verstehen zu wollen oder die tatsächlich verstehen. Das Leben ist ein steter Kreislauf von Beginn und Abschied - umso mehr, wenn man sich in Transition befindet. Ich selbst sehe keinen  Sinn mehr darin, verlorene Schlachten zu führen. Ich erkannte für mich, dass, wenn es Menschen nicht möglich ist, mich mit einem liebenden Herzen aufzunehmen, ich diese Menschen einfach loslassen muss. Es hat so lange gebraucht, bis ich endlich stark genug war, um an diesen Punkt zu kommen. Ich, Mona, bin nun stark genug genau das zu tun. Ich lebe.

Ich möchte all das Gesagte mit einem Satz meiner Freundin Kelly, einer Unique Woman, zusammenfassen die es auf den Punkt gebracht so ausdrückte:

Der Verlust ist auf ihrer Seite.





Donnerstag, 14. November 2013

Ich hole mir mein Leben zurück!!!!!!!!!!!!!!!


Eigentlich wollte ich zuerst etwas über das Endlosthema »Hormone« schreiben, aber dann wurde mir klar, um was es im Kern der Sache wirklich geht, was mich dazu drängt darüber zu schreiben, über etwas dass schon so lange an mir nagt.... eigentlich schon mein ganzes Leben lang: ICH WILL MEIN LEBEN ZURÜCK!!!


Ich glaube dass kaum jemand mehr über diese unglaubliche, unaufhaltbare Kraft der Hormone und deren Einfluss auf unsere Leben weiß, als wir transsexuellen Menschen.

Ich spreche nur für mich, wenn ich sage, ich wusste das etwas von klein an nicht stimmte, und umso mehr wusste ich das, während die Pubertät einsetzte.

Nach 2 Monaten Hormontherapie kann ich klar beschreiben, welch dramatische Veränderungen im Vergleich zu davor sich einstellten, seit ich damit begann.

Zum jetzigen Zeitpunkt sind die psychischen und emotionalen Veränderungen stärker spürbar als die körperlichen Veränderungen. Ich bin deutlich emotionaler - bin glücklicher wenn es mir gut geht und trauriger und niedergeschlagener wenn es mir schlecht geht, ich eine Depriphase habe oder unglücklich bin. Trotzdem möchte ich nicht auch nur auf einen einzigen Moment meines jetzigen Gefühlserlebens verzichten, egal ob es die Hochgefühle oder die traurigen Gefühle sind. Worte können einfach nicht fassen, wieviel Freude in mir aufsteigt, nur weil ich endlich das Leben erspüren und erfühlen kann, wie es eigentlich schon immer hätte sein sollen - aber das geschah in meiner männlichen Einzelzelle nicht.




Vor mir lag ein steiniger Weg bevor ich den Endokrinologen finden durfte, dem ich vertrauen kann.

Nachdem ich meine Überweisung hatte, ging ich zu der Endokrinologin, die auf der Empfehlungsliste ganz oben stand, angeblich besitzt sie den Ruf die Beste in ganz München zu sein. Nach unserem 1. Treffen ging ich die Treppe in dem Gebäude hinab zur Straße und meine weibliche Intuition (die seit Beginn meiner Hormontherapie täglich lauter und vernehmbarer wird - was ein Glück!) sagte ganz deutlich: du weißt, dass das keine gute Wahl war, ja? Finde jemand anderes. Dann kam die Vernunftsstimme zum Zug und meinte: komm schon, so wild wird es schon nicht sein, probier es einfach mal und sieh was kommt!

JEDE PERSON SOLLTE IMMER AUF DIE INNERE HERZENSSTIMME HÖREN!

Leider tat ich das nicht. Es stellte sich nach 10 Tagen ein Kreislaufkollaps ein, während ich mitten in der Nacht auf die Toilette musste. Sofort rief ich am nächsten Tag in der Endokrinologie an und man verwies mich auf die Telefonsprechstunde der Endokrinologin am darauf folgenden Morgen. Sie wollte sich tags später mit der Situation nicht befassen, weil sie sich von mir dazu hatte überreden lassen, eine Therapie zu verfolgen, hinter der sie nicht stehe - also sei das mein Problem. Weiter so - das ist wahre Patientenbetreuung - warum nur hörte ich nicht auf meine innere Stimme?????? Damit war es bei dieser Endokrinologin vorbei. Ich ging zu einer anderen Endokrinologin, und dort sagte mir mein Gefühl ebenfalls - nein - passt nicht für dich, geh zu jemand anderem. Nach weiteren 14 Tagen nochmals eine Kreislaufkollaps - diesmal abends, als meine Kinder alle noch auf waren. In den Armen und Beinen ein komisches Kribbeln, und lasst euch sagen, in dem Moment bekam ich wirklich Angst. Der Gynäkologe, der zufällig gerade ärztlichen Notdienst hatte, kam vorbei und meinte dazu: nun Hormone sind gewaltige Stoffe. Willkommen in der Welt der Frauen. Solche Dinge können passieren, wenn sich der Körper hormonell vollkommen neu einstellen muss.
Alles klar - auf mich selbst gestellt versuchte ich herauszufinden, was denn da eigentlich vor sich ging.
Ich hatte meine Hormontherapie ohne offizielle Erlaubnis begonnen. Ganz einfach, weil ich es einfach nicht mehr aushielt. Also hielt ich mich an die Informationen, die ich mir aus dem Web besorgen konnte. Als Antiandrogen setzte ich Spironolacton ein, was bei niedrigem Blutdruck auch kontraindiziert sein kann - nun, den habe ich. Die erste Endokrinologin befahl mir die Östrogendosis zu erhöhen. Seitdem ich damit begann fingen die Schwierigkeiten an. Also entschied ich mich dazu das Problem zweigleisig anzugehen - Spironolacton mit Androcur zu ersetzen und gleichzeitig die Östrogendosis zu reduzieren. Das hat die Welt für mich wieder in‘s Lot gebracht - witziger Weise ähnelte das wieder meiner ursprünglichen Selbstmedikation.
Schlussendlich fand ich vor 2 Wochen einen Endokrinologen und als ich bei ihm war, machte es ganz einfach KLICK!
Er hörte mir aufmerksam zu, respektierte meine Wünsche und Ansichten bezüglich Medizin und dem Leben an sich, lachte mich nicht aus, als ich ihn darum bat die Progesteronwerte im Hormonstatus ebenfalls zu erfassen, und er sieht sich mehr als Berater, anstatt jemand der mir sagt, was ich zu lassen und zu tun habe - er überlässt mir stets die letztendliche Entscheidung - das nenn ich einen Arzt!!!!
Eine Blutprobe wurde entnommen und vor 2 Tagen besprachen wir die Ergebnisse:
Die Hypophysenwerte waren viel zu niedrig, also riet er mir dazu, die Östrogendosis zu verringern. Meine Schilddrüsenwerte waren ebenfalls etwas zu niedrig, also empfahl er mit sehr niedrigen L-Tyroxin Gaben diesem Umstand abzuhelfen.
Abgesehen von meiner Selbstmedikation als ich mit Hormonen begann - geboren aus der Not, weil das Leben für mich ohne Hormone einfach nicht mehr zu ertragen war - bin ich der ehrlichen Überzeugung, dass die entscheidenden Schlüssel zu einer erfolgreichen Hormontherapie eine Überwachung des Hormonstatus und ein Arzt/ Ärztin, der/ die dein völliges Vertrauen genießt, sind - insbesondere in meinem fortgeschrittenen Alter. Jüngere Körper verkraften was immer auf sie zukommt womöglich ganz anders. Es hat geringes Brustwachstum eingesetzt und wann immer ich das dann im Spiegel sehe, kann ich nicht anders als anfangen zu lächeln und fühle sehr tiefes Glücklichsein. Darüber wundere ich mich doch etwas, war doch bisher mein Fokus weniger auf der weiblichen Brust, aber es wird für mich aktuell stetig wichtiger.

Als nächstes ging ich zum Erstgespräch zu einem GAO (geschlechtsangleichende Operation) Chirurgen, Dr. Schaff in München. Seine Kollegin Dr. Morath führte das Erstgespräch mit mir durch, aber ich wollte Dr. Schaff gerne auch noch persönlich kennenlernen. Er ist eine fantastische Person und eroberte mein Vertrauen im Moment der ersten Begegnung. Ich bekam ein ärztliches Attest und einen OP-Termin:
OKTOBER 2016!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Hilfe, Hilfe, Hilfeeeeeeeeeeeeeee
Ich kann niemals so lange warten!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Man sagte mir, dass es möglich sei auf eine Warteliste gesetzt zu werden, für den Fall dass eine Patientin ihre OP aus welchen Gründen auch immer absagen muss. Dann werden die Patientinnen aus der Warteliste kontaktiert. Für mich gibt es weltweit nur 3 Chirurgen denen ich mich und meinen Körper für die GAO anvertrauen würde: Dr. Schaff in München, Dr. Chettawut, Bangkok in Thailand und Dr. Suporn in Bangplasoi, Thailand. Also gibt es nur 2 Möglichkeiten - entweder gelingt es mir irgendwie das Geld für eine GAO in Thailand zusammen zu bekommen, damit ich meine GAO in Thailand früher durchführen lassen kann, oder ich komme über die Warteliste an die Reihe.

Da ich immer mehr zur Mitte meines weiblichen Selbst finde, verändert sich unser Familienleben ebenfalls stetig - man kann mehr Lachen in unserem Zuhause hören - und auch mehr Wutausbrüche ;-)! Das Leben ist glücklicher geworden, mehr lebenswert - insgesamt macht das Leben einfach mehr Spaß, hauptsächlich deswegen, weil ich meine alltäglichen Aufgaben erledigen kann, wie ich es schon immer hätte sollen - ich hätte dies vor 42 Jahren oder sogar noch früher lernen sollen.

Und endlich erkenne ich was ich möchte und was ich brauche:
ICH WILL MEIN LEBEN ZURÜCK - das Leben auf das ich meine ganze bisherige Lebenszeit verzichten musste, weil mein Geist und mein Körper Lichtjahre voneinander entfernt waren - und doch gezwungen sich ineinander zu verstricken.

Ich möchte Freude erleben, meinen Körper spüren, meine Gefühle ausleben, meine Sexualität genießen, meine Gedanken und mein Selbst erfahren, so wie es hätte sein sollen - endlich bin ich dabei mein weibliches Leben zu ergreifen - mein Leben als Frau, und ich werde keinen Millimeter hergeben, weil ich zum ersten Mal in meinem Leben weiß, dass ich auf der Straße des wahren Glücklichseins bin, und dafür bin ich so dankbar.

Ich hoffe inständig dass es diesen ganz gewissen »Jemand« irgendwo dort draußen gibt, der mich nicht trotzdem liebt so wie ich bin, sondern der mich liebt weil ich so bin wie ich bin, der mich auf seinen Armen, mit einer liebevollen Umarmung und einem Kuss am Strand entlang in den Sonnenuntergang trägt.

Wahre liebe ist wenn zwei Herzen sich zu einem vereinen.
Das wünsche ich dir auch.






Samstag, 14. September 2013

Endlich mein 2. Geburtstag - September 12.09.2013!!!!





Ich erhielt heute die Überweisung meines Therapeuten an den Endokrinologen, bekam dann sogar noch am selben Tag einen Termin und begann meine Hormontherapie noch am selben Abend. Nach so langer Zeit das Gefühl dass ich dort angekommen bin, wo ich hingehöre.

Das Lied von Mark Schultz drückt all die Dankbarkeit, die Freude, das Glück und die Hoffnung die in mir sind  in solch wunderbarer Weise zusammengefasst aus.

Der Schöpfer schenkt die Liebe allen in seiner Schöpfung:  Transsexuelle, Homosexuelle, Lesben werden genauso geliebt wie jeder andere Teil der Schöpfung - und mir ist es egal was offizielle Kirchenvertreter sagen oder wie Vertreter religiöser Gruppen darüber denken - es ist ihnen unmöglich zu verhindern, dass die Liebe der Schöpfung allen gegeben wird.



http://www.youtube.com/watch?v=OO4S86f8BvU&list=PL404AFAB9FC4DEA5C


Ich denke wie Pinchas Lapide , der im Vorwort in einem seiner Bücher schrieb:


Wie können Menschen nur denken, dass sie auch nur einen Funken der Schöpfung mit der Begrenztheit ihres Verstandes und ihrer Sinne verstehen? Die Menschen haben schon täglich Probleme damit, einander zu sagen, was sie wirklich meinen, mit den begrenzten Mitteln der Sprache, die ihnen zur Verfügung stehen. Wie können sie da erwarten, dass sie die Wege und das Wesen des Ewigen nur ansatzweise begreifen?



Ich kann einfach nur sagen:

Ich bin so dankbar, dankbar dafür, dass es endlich Wirklichkeit wurde, ich bin dankbar für alle Freunde und die Unterstützung und das zu-mir-stehen während der schweren Zeiten in den letzten 8 Monaten.
Ich bin so dankbar und froh dass die Straße des Glücks nun weit offen vor mir liegt und ich auf ihr gehen kann - und meine ersten Schritte darauf fühlen sich so gut und richtig an!!!!!!

Sonntag, 8. September 2013

eine weitere Antwort

Eigentlich wollte ich meinen letzten Blogeintrag mit dem Link zu einem Lied beginnen, welches symptomatisch dafür ist, wie ich mich in dieser Phase meiner Transition fühle.

Aber dann entwickelte sich das zu einem solch wichtigen Punkt, dass ich diesem Gedankengang nun seinen eigenen Raum geben möchte, um sich zu entfalten.
Der Titel des Liedes ist  »Fragezeichen« von Purple Schulz.

 http://www.youtube.com/watch?v=MSWm9bgkidE

Ich kann Purple Schulz nur für den Mut bewundern einen solchen Song zu schreiben und dafür einzustehen, dass der Song gehört werden kann. In dem Lied geht es darum, wie eine an Alzheimer  oder an einer ähnlichen Krankheit leidende Person sich wahrscheinlich fühlt. Während der Promotiontour in Deutschland wurde Purple wohl stets gesagt, dass dieses Lied vom Thema her zu düster und schwerfällig sein, und es deshalb für die Radiosender mit ihrer »Friede-Freude-Eierkuchen« Mentalität nicht geeignet ist.

Verschiedene Alzheimer Selbsthilfeorganisationen wie die Alzheimer Selbsthilfe, die Deutsche Alzheimer Gesellschaft und der VdK Sozialverband Deutschland haben derweil das Video auf ihren Webseiten eingebunden.
Es lohnt sich in den Kommentaren zum Lied/Video zu stöbern um einen Eindruck davon zu bekommen, was das Lied für die betroffenen Menschen tut und wie es sie berührt. Buchstäblich tausende von Menschen, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen , weil sie sich um davon betroffene Familienangehörige und/ oder Freunde kümmern, sind so dankbar für dieses Lied, weil es ihnen hilft, die Herausforderungen, mit denen sie Tag für Tag konfrontiert werden, zu meistern.

Für mich spiegelt der Refrain in Musik und Worten wieder, wie ich mich an diesem Punkt meiner Geschlechtsumwandlung fühle:

Fragezeichen

Ein Schiff, ein Sturm, ein blinder Passagier

Und Angst, dass ich mich hier verlier



In all den Fragezeichen

Ich weiß nicht wie ich heiß und wo ich bin

Ich wär schon froh, wüsst ich wohin



Die Musik spiegelt die Sehnsucht und das verzweifelte Verlangen danach wieder, dass die Richtung und der Weg, den ich für mein Leben einschlagen möchte, richtig und wahrhaftig sind. Das all meine Hoffnungen und Träume, die ich erfüllt haben muss, richtig und wahrhaftig sind - damit ich ENDLICH glücklich sein kann. Es spiegelt aber auch die Unsicherheit wieder, die damit einhergeht, mein Leben so radikal zu verändern.


Aber über Harald Wessbecher (http://www.haraldwessbecher.de/ ) lernte ich, dass ich letztendlich - oder zuallererst - der Stimme meines Herzens folgen muss - der einzigen Ratgeberin, die wirklich weiß, was am Besten für mich ist - weil sie aus der Kraft der Schöpfung allen Seins kommt.




Donnerstag, 29. August 2013

Es scheint Menschen zu geben, die glauben das sie transsexuell sind, erkennen dann aber an einem bestimmten Punkt, dass dem nicht so ist. Das kommt mir einerseits sehr fremd vor - aber wenn ich daran denke, welche Gedanken mir durch den Kopf gehen - dann bewegt mich diese Tatsache dazu, meine Entscheidung nochmals zu überprüfen.
Obwohl ich das Ergebnis für mich schon kenne, so passt diese Tatsache so gar nicht in meinem Gedankenwelt.

Dieser Vorgang brachte mich dazu, über folgendes nachzudenken:
wer ist wirklich ein »echte« Transsexuelle oder an welchem Verhalten erkennt man eine »wahre« Transsexuelle?
Ich glaube die Antworten auf diese Fragen sind so vielfältig und zahlreich wie Sandkörner am Strand oder Grashalme auf einer Wiese.
Einige wissen von frühester Kindheit an, das etwas falsch läuft - bei anderen dauert es beinahe ein Leben lang, um herauszufinden, was in ihrem Leben nicht stimmt.

Diese Stimme tief in einem Selbst zu erkennen, die die Antwort auf DIE Lebensfrage bereithält kann eine Lebensaufgabe sein, oder etwas, dass sich im Bruchteil einer Sekunde abspielt.
Ist der Zeitpunkt im Leben einer Person, in dem einem Menschen seine Transsexualität klar wird, ein Indikator dafür, wie echt und wahrhaftig transsexuell diese Person ist - also je früher das erkannt wird, desto »echter« die Transsexualität? Daran habe ich doch starke Zweifel. Diese Menschen können sich einfach glücklich schätzen, dass sie nicht so lange darauf warten mussten.

Wer weiß schon, welche Höhen und Tiefen eine Seele durchschreiten muss, bevor es ihr erlaubt ist, den Punkt zu erreichen, an dem sie schließlich weiß, was zu tun ist, um endlich den Pfad des Lebensglücks beschreiten zu können?

Zu Beginn meiner Transition hatte ich stets das Gefühl, dass ich »wie eine Frau« sein musste. Soll heißen, ich bewegte mich entlang meiner Vorstellung davon, wie eine »Frau« sich verhält, bewegt und lebt, oder was eine »Frau« in diesem Moment machen würde. Nur allmählich erkannte ich, dass dies für mich der falsche Weg war.

Emma (http://www.youtube.com/user/emmaisdrawing?feature=watch) machte mir klar, dass ich mich selbst zu finden hatte. Ich musste für mich herausfinden, was mich glücklich macht, welchen Weg ich gehen wollte, um die Dinge für mich Wirklichkeit werden zu lassen.
Kann ich als Frau weiterhin sportverrückt und fahrradverrückt sein? Natürlich kann ich das - wenn es mich glücklich macht. Muss ich extravagante Schuhe tragen? Nicht wenn ich das nicht will.

Was ich eigentlich damit sagen möchte ist, dass es wirklich schwierig ist, die wahre innere Stimme zu finden und auf die echte innere Stimme zu hören - die weibliche Intuition, die so lange unterdrückt wurde - und diese weibliche Intuition von der Stimme meiner männlichen Rolle zu unterscheiden, die ich so lange ertragen musste.
Es ist wirklich schwierig die beiden auseinanderzuhalten und herauszufiltern, was ich wirklich benötige und möchte, um glücklich zu sein, und was ich mit meinem Leben noch vorhabe.

Was war das eigentliche Merkmal meines bisherigen Lebens, bis zum Punkt meiner Transition -darüber dachte ich nach - und ich fand auch eine Antwort: Einsamkeit.

Sogar wenn ich Freundinnen hatte, war ich noch einsamer, weil ich sein wollte wie sie - weiblich.
Mein Vater hatte stets diese »unglaublich hilfreiche» Lebensweisheit parat: LIEBE DICH SELBST BEVOR DU JEMAND ANDEREN LIEBST.

Konnte ich natürlich nie, weil ich diesen männlichen Typ, den ich lebte, niemals lieben konnte. Nur als Frau kann ich mich endlich akzeptieren, kann ich beginnen, die Frau in mir zu lieben und anzunehmen.

Leider ist das für meine Kinder nicht ganz so einfach - was den Vorgang der Selbstliebe schwerer macht, und dieser Prozess zehrt schon ganz schön an der Kraft, die ich benötige, um weiter mit mir zu gehen. Meine Kinder haben keine Vorstellung davon wie bedeutend und lebenswichtig das für mich ist - aber wie könnten sie auch.
Sie kannten mich einfach als denjenigen, der die ganze Zeit da war, der alles ermöglichte, der sie, so wie ich war, bestmöglich erzog - und für sie war das alles selbstverständlich.

Sie wollen nicht, dass sich etwas verändert - aber das ist etwas, was ich ihnen nicht geben kann.

Ich hoffe wirklich inständig, dass sie einen Weg finden werden das zu akzeptieren - und die Tatsache , dass ich ihnen Schmerzen zufüge fühlt sich einfach furchtbar an.
Das Wissen darüber, dass dies der einzigste Weg für mich ist am Leben zu bleiben und wieder mit Freude und Lebenskraft erfüllt zu werden, lässt mir jedoch keine andere Wahl.

Für manche Menschen mag sich das egoistisch anhören - diejenigen die es verstehen wissen, dass dies ganz einfach eine Sache ist, die über Leben und Sterben entscheidet.

Sonntag, 21. Juli 2013

Verlasse jetzt das Land der Männer, dem weine ich keine Träne nach

Diese Begriffe haben für mich nun eine vollkommen neue Bedeutung :-))


Mitte Juli. Nun ist es 5 Monate her, seit mir bewusst wurde, dass der einzige Weg, in diesem Leben glücklich zu sein, die Entscheidung ist, mein Leben als Frau anzunehmen und den Schritt der Transition zu gehen - der Frau in mir zu folgen und Maßnahmen zu ergreifen, dass ich physich so aussehe, wie ich mich innerlich fühle. Es ist eine wirklich zwiespältige Situation. Einerseits sehne ich mich nach meinem weiblichen Geburts-Tag (Beginn der Hormongaben) und verbringe jeden Tag mit Warten, um diesem Moment näher zu kommen. Andererseits ist jeder Tag ein einzigartiges, wertvolles Geschenk, welches jedem Lebewesen  an die Hand gegeben wird - und es liegt an uns, daraus des Beste zu machen.
Letzten Donnerstag bekam ich meine feste Zahnspange eingesetzt. Witzig wie Babynahrung im Alter von 48 Jahren wieder Einzug in meinem Leben hält. Aufgrund der Bewegung und Empfindlichkeit meiner sich bewegenden Zähne, kann ich kaum Essen kauen, also sind passierte Menüs die Empfehlung des Tages vom Küchenchef. Ich muss sagen, Spaghetti und Tomatensoße sind püriert gar nicht so schlecht - einzig das Aussehen ist etwas gewöhnungsbedürftig ;-). Kein Problem bei Karottencremesuppe oder Kartoffel-Ananas-Currycremesuppe. Aber indisches Butterhühnchen, mein Lieblingsessen, riecht wie gewöhnlich, sieht aber aus wie die Spaghetti mit Tomatensoße püriert, die wir 3 Tage zuvor hatten. Naja, zumindest ist das Basmatireisaroma genau wie bisher - und füllt die Wohnung mit dem Duft eines indischen Restaurants.

Hatte heute meine erste Laserepilationsbehandlung. Gott sei Dank hat die Kosmetikerin eine Krankenschwesterausbildung und ist so umsichtig - als mein Kreislauf meinte, er benötige eine Auszeit hat sie die Situation bravurös gemeistert, Rückenlehne nach unten geklappt, Füße höher gelegt, hat mich mit netten Worten beruhigt... und weiter ging‘s. Trat zu Beginn auf, als ich noch noch nicht wusste, was wirklich auf mich zukommt. Die ersten Laserblitze bitzelten nur etwas, aber nach kurzer Zeit fühlte es sich so an, als ob man sich ab und an mit dem Rasiermesser schneidet. Nachdem der Gesichtsbereich abgearbeitet war, kein Problem mehr - es fühlte sich wie eine elektrisch stimulierte Massage an. Nun gilt es also abzuwarten um zu sehen, wieviel Haare diesmal beseitigt wurden - es wird sich nach dem Rasieren in den nächsten Wochen herausstellen. Ich denke ich werde jede haarfreie Zone mit etwas feiern, was mir gut tut.

Mein Therapeut hat mir heute den Kopf zurechtgerückt. Er hat mir glasklar deutlich gemacht, dass er nicht gewillt ist in meinem Fall in irgendeiner Art und Weise gedrängt zu werden. Die Diagnose wird in diesem Fall - mit 4 Kindern alleinerziehend und dabei 48 Jahre alt - schon Zeit benötigen, damit er diese ordentlich begründen und begutachten kann. Also muss ich lernen geduldig, geduldig, geduldig zu sein....  so wie es mir alle transsexuellen Frauen im Vorfeld an‘s Herz legten. Nun, ich musste es einfach versuchen, schließlich habe ich wohl mehr als die Hälfte meines Lebens schon unglücklich im »Land der Männer« verbracht - aber ich muss mich wohl mit dem Gedanken anfreunden, dass es vielleicht viel länger dauert, als erhofft. Aber egal was kommen wird, ich werde weiter gehen, bis ich die bin, die in mir wartet.




Montag, 1. Juli 2013

Gestern war es besonders schlimm.
Ich schließe meine Augen und sehe und fühle mich wie ich mich vor meinem geistigen Auge empfinde und sehe - als Frau. Dann öffne ich meine Augen, schaue in den Spiegel und der große Frust kehrt ein - diese viel zu männliche Nase, das schüttere, wenige Haar auf meinem Kopf - wie ich es so viele Jahre lang sah.

Ich halte dieses Warten kaum aus, zeitenweise will es mich einfach zerreissen. Wann, wann endlich wird mein Körper sich endlich wenigstens ein Stück weit so anfühlen, wie ich ihn innerlich empfinde? Ich blicke neidisch jedem pubertierenden Mädchen hinterher, denn sie darf spüren und erleben, zur Frau zu werden - für sie ganz normal. Ich habe mir sagen lassen wohl eine Zeit die auch von Unsicherheit und Verunsicherung geprägt ist.  Ich muss darauf warten, dass endlich das Startsignal für mein eigentliches Leben gegeben wird.

Jeder Frau wird von mir sehnsüchtig hinterher geschaut - ich bewundere den Hintern, den Körper, die Brust, die Bewegungen, einfach dass da eine Frau sich leben kann. Wäre ich doch endlich schon wenigstens ein bisschen weiter auf dem Weg. Würden doch schon Hormone beginnen meinen Körper und mich zu verändern, um die zu sein, die in mir auf Befreiung wartet.  Schaue ich auf meine Lebensuhr, so wird es allerhöchste Zeit.
Etwas Trost finde ich darin, dass ich wenigstens auf dem Weg bin. Dass meine Kinder beginnen zu verstehen, warum dies für mich so lebenswichtig ist und es dazu keine Alternative gibt. Wenige Freunde die mir Trost zusprechen und mir helfen, meine Moral aufrecht zu erhalten. Wenige Worte die mir geschenkt werden, die mich manchmal Tage tragen können.
Ich hasse meine Männlichkeit nicht, wie könnte ich, ist sie doch die Basis für die kommende Frau, ich muss sie nur so schnell als möglich hinter mir lassen - wie Purple Schulz so befreiend in "Sehnsucht" schreit:  ICH WILL HIER RAUS!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Ich versuche mich mit kleinen Winzigkeiten von Tag zu Tag zu retten - den gezupften Augenbrauen, lackierten Fußnägeln oder wenn der weibliche Gang sich ganz von alleine einstellt. Es trägt sich schwer, diese Spannung des gefühlt endlosen Wartens auszuhalten. Hoffentlich, hoffentlich gibt es endlich bald den nächsten Schritt, damit das alte Mannsein weiter abgestreift werden kann.
Ruhe und klare Gedanken bekomme ich beim Radfahren in der herrlichen Natur, den majestätischen Bergen, der klaren Luft, den grandiosen Aussichten. Das beruhigt mich kurz und lenkt mich für ein paar Stunden ab.

Danach kehrt das Ich-bin-am-Anfang Bewusstsein mit voller Kraft und Wucht zurück. Ich werde mich dem stellen, denn es gibt nur den Weg nach vorn. Was auch kommen mag, ich werde weitergehen, das Lachen der Teenies über dieses Männergesicht in Perücke aushalten, die strafenden Blicke der Menschen, die das nicht verstehen können erdulden, die Kommentare über diesen Spinner, der jetzt vollkommen durchdreht abprallen lassen. Niemand sieht, wie es in mir tobt. Den Weg den ich jetzt gehe ist besser als alles andere was ich zurück ließ. Das gibt Trost und Kraft für den nächsten Tag - und ich gehe meinen Lebensweg entlang - ONE DAY AT A TIME - von Tag zu Tag.
Purple Schulz + Kamina Sehnsucht

Sonntag, 16. Juni 2013

die guten Ratschläge

Wer wie ich aus einer christliche geprägten Vergangenheit kommt, der wird sich in solch einem
Angleichungsprozeß unmittelbar mit einigen Personen auseinandersetzen ( müssen?), die es zwar gut meinen, aber keinerlei Ahnung haben, von was sie reden. Man kann es ihnen allerdings auch nicht übel nehmen, da sie sich in einer solch eigenen Welt befinden, in der das, was mit mir - oder Personen die wie ich fühlen - nicht stattfinden DARF. Ich schrieb heute einige Zeilen in einer Email, die ich hier einfügen möchte:

Bitte sehe davon ab, mich zu etwas bewegen zu wollen, was ich nicht möchte. In meinem tiefsten Inneren wurde eine Entscheidung getroffen, die mehr als lange überfällig war. Warum diese Geschehnisse in der Schöpfung stattfinden, weiß ich nicht, und genau so wenig weiss es jemand anderes. Es ist einfach, wie es ist. Inbesondere religiöse Gruppierungen hinterlassen bei mir den Eindruck dass sie weder verstehen, was mit jemandem wie mir geschieht, noch dass sie es verstehen wollen, weil das religiöse Weltbild dann so nicht mehr haltbar ist und viele andere Bereiche auf einmal nicht mehr so einfache Antworten für Entscheidungen parat haben, wie bisher. 

Das zulassen und lieben der Andersartigkeit in der menschlichen Schöpfung hat im religiösen Bereich meines Erachtens noch großen Nachholbedarf - wohl auch deswegen, weil einige religiöse Menschen sich Zwänge über Regeln und Moralvorstellungen auferlegen müssen - oder ihnen diese auferlegt wurden, die ihnen verbieten, ihr eigenes Leben wirklich in Fülle, in ihrer Kraft und ihren Möglichkeiten und Begabungen gemäß, zu leben. Sonst hätten sie die Größe und Liebe andere Personen ihren Weg finden zu lassen, ohne ihren eigenen Lebensentwurf als einengend oder beschränkend empfinden zu müssen.
Lustigerweise spricht die Religion immer von der Einzigartigkeit jedes Teils der Schöpfung, um dann vorzugeben, wie dies Einzigartigkeit auszusehen hat. Das störte mich immer schon an den Auslegungen religiöser Gruppen, aber heute mehr denn je, und deswegen fällt es mir schwer, Menschen, die dieser Sichtweise verpflichtet sind, etwas abzugewinnen. 
Die Liebe der Schöpfung und des Schöpfers gilt in ganz besonderem Maße auch für uns. Wir
lebten jahrelang in einer verquerten Welt, die es uns verweigerte, unsere Begabungen, Talente und Gefühle so zu leben, dass sie unserem Wesen und unserer Bestimmung entspricht. Ich
empfinde einerseits eine enorme, riesengroße Trauer, über all diese verlorenen Jahre meines Frauseins, andereseits bin ich unendlich dankbar und froh darüber, die Notwendigkeit dieses Schritts erkannt und ihn gewagt zu haben.


Wo immer ihr seid, wie immer ihr euch auch fühlt, ihr seid nicht allein.
Greif dir dein Leben und lass es nicht mehr los!! Danke an UDO und sein Panikorchester

Sonntag, 9. Juni 2013

Der Anfang

Also, mit 48 Jahren anfangen zu bloggen, wenn man wenig internteaffin ist, bedeutet Zeit und Energie zu investieren, die sich hoffentlich einmal lohnt... für wen auch immer.

Alleinerziehender Vater mit 4 Kindern im achten Jahr im Alter von 48 Jahren zu sein ist schon eine Herausforderung. Wenn dann dazu kommt, dass man schließlich erkennt, dass man eine Frau im falschen Körper ist, dann hat das schon etwas Surreales. Ich kann entweder bitter enttäuscht sein - meine Güte, warum erst jetzt? Wieviel Zeit hast du damit vergeudet ein Leben zu leben, welches dich beinahe unter die Erde brachte, nur weil du nicht auf dein Innerstes hören wolltest?
Oder ich kann versuchen dem Schöpfer dafür dankbar zu sein - welch ein Glück, dass ich trotz all den Umständen den Mut und die Kraft habe diesen Schritt zu gehen - so kann ich wenigstens die verbleibenden Jahre endlich so leben, wie es meinem Innersten entspricht. Die Welt um einen herum, hat dafür viele Reaktionen parat.

Man hört dann Dinge wie:

Du musst an die Kinder denken, das kannst du denen nicht zumuten...
Dein bisheriges Leben war ja schon verkorkst, aber das jetzt ...
Welchen Blödsinn möchtest du eigentlich in deinem Leben noch mitnehmen...
Na, dann lassen wir doch den Kontakt bis auf weiteres lieber mal ruhen...

Oder das:
Ja das macht Sinn. Jetzt weiß ich endlich woher deine ganze Unruhe und Rastlosigkeit kam...

Ich freue mich für dich und wünsche dir sehr, dass du nun endlich glücklich wirst und deine lange Suche nach dir selbst hier einen guten Anfang findet...

Was mir dabei in der Seele gut tut ist leicht zu erraten.
Ich war und bin über die Hilfe, die ich von den verschiedensten Personen bekomme, überrascht, erfreut und teilweise einfach überwältigt. Vor allem wie mich einige tief in der Seele mit mir verbundenen Frauen unterstützen ist einfach nur so wunderbar.

Wie man sehen kann, war mein äußeres Erscheinungsbild weit entfernt von weiblich und die Angleichung wird jeden Beteiligten auf eine harte Probe stellen, zuvorderst wohl mich selbst.
 Wenn ich in den Spiegel schaue dann kann ich kaum verstehen, was ich da sehe, weil es gar nicht das ist, wie ich mich fühle und sehe, und das macht mir sehr zu schaffen.


Und da ist das Monster, mit dem ich aktuell zu kämpfen habe: die UNGEDULD!!!!!!

Nach all der Zeit des Falschseins und des Verpassens des wirklichen Lebensweges will ich keine Minute mehr als nötig sein, wie ich aktuell bin - bedeutet für mich vor allem körperlich die Person sein, als die ich mich innerlich fühle. Die Gespräche mit Mitgliedern der Selbsthilfegruppe, und anderen Frauen, die den Weg beschritten, hatten ständig einen Refrain: gib dir Zeit, nimm dir Zeit, du wirst sie benötigen. Und je länger ich diesen Weg beschreite, desto mehr spüre ich, dass sie recht haben, doch das zähmt meine Ungeduld nur wenig.
Dann das Finden eines Psychotherapeuten, die bange Erwartung, was da auf mich zukommt. Als ich schließlich als Patient angenommen werde, und ich ein wirklich gutes Gefühl habe, bei dem für mich richtigen Therapeuten angekommen zu sein, wird mir etwas Druck von den Schultern genommen. Nun kann ich mich endlich mit einem Zeitraster für den vor mir liegenden Weg auseinandersetzen, und ich fühle, wie mir das mehr innere Ruhe gibt.

Ich entdecke dann auf einmal so viele Einzelheiten und Details, die mir auf einmal als das wichtigste der Welt vorkommen, mich aber in meinem bisherigen Leben gar nicht oder nur kaum tangierten. Allem voran mein Erscheinungsbild. In jeder Hinsicht sind für mich auf einmal Fingernägel, Hautbeschaffenheit, Zahnstellung, Nase und Körperformen lebenswichtig. Ich definiere mich selbst schon jetzt so viel mehr über mein Aussehen, und über wie ich aussehen möchte, dass ich mich frage, welche weiteren Veränderungen mich in naher Zukunft ergreifen und beschäftigen werden.
Doch NIEMALS, NIEMALS, NIEMALS möchte ich auch nur einen Millimeter von dem Boden zurückgeben, den ich begann zu beschreiten. Endlich bin ich wieder von Lebensmut, Lebensfreude und Lebenskraft erfüllt, die mit nichts aufzuwiegen sind und größer sind als alles was ich bislang erlebte.